Kind, Karriere, Klinik

Dr. Marthe-Lisa Schaarschmidt ist Assistenzärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Mannheim. Und Sie ist seit Kurzem Mutter eines Sohnes - seit so Kurzem sogar, dass sie Ihn noch stillt. Trotzdem geht Dr. Schaarschmidt täglich ihrem Beruf nach, den sie mit Leidenschaft ausübt. Aber Moment mal - Assistenzärztin, Baby, Klinik - wie geht das denn alles zusammen? Wir haben uns mal genauer informiert - hier ist unser Interview:

JuDerm: Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Sohnes! Wie viele Wochen nach der Geburt haben Sie wieder begonnen zu arbeiten und in welchem Stundenmodell?

M. Schaarschmidt: Vielen Dank! Ich habe nach dem Mutterschutz, also 8 Wochen nach der Geburt, wieder begonnen zu arbeiten. Ich habe direkt wieder mit meiner Vollzeittätigkeit begonnen, wobei ich schon im Voraus für die ersten Wochen immer wieder einen Tag Urlaub eingeplant hatte. Mein Mann hat direkt nach der Geburt mit der Elternzeit begonnen. So hatten wir alle drei Zeit uns an die neue Situation zu gewöhnen und ich konnte bei wichtigen Terminen, wie z.B. den Impfungen, bei meinem Sohn sein.  Außerdem bin ich in der günstigen Lage zu 50% in der Patientenversorgung zu arbeiten und zu 50% über das Olympia-Morata Stipendium der Universität Heidelberg für meine Forschungsprojekte freigestellt zu sein, auf diese Weise kann ich meinen Arbeitsalltag ziemlich flexibel planen und regelmäßig Stillpausen integrieren.

JuDerm: War es schon vor der Geburt klar, dass Sie auf diese Weise wieder in den Job einsteigen möchten?

M. Schaarschmidt: Meinem Mann und mir war bereits vor der Geburt klar, dass wir beide großen Wert darauf legen, dass unser Kind im ersten Lebensjahr durch uns betreut wird. Eine Fremdbetreuung kam für uns nicht in Frage. Wir haben gemeinsam unsere berufliche Situation abgewogen und uns dann dafür entschieden, dass mein Mann die Elternzeit nimmt und ich direkt wieder in den Job einsteige.

JuDerm: Wie ist die Resonanz der Kollegen? Gibt es dabei auch Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Kollegen?

M. Schaarschmidt: Ich habe das Glück in einem tollen Team zu arbeiten. Bereits während der Schwangerschaft habe ich von meinen KollegInnen nur positive Resonanzen erhalten und mir wurde in allen Situationen Unterstützung zugesichert. Auch jetzt, während der Stillzeit, weisen alle viel Verständnis für meine Situation auf, Männer wie Frauen. Diese kollegiale Unterstützung vereinfacht meine Situation sehr.

JuDerm: Sind Sie die einzige „working mom“, die ihr Baby regelmäßig mit zur Arbeit bringt?

M. Schaarschmidt: Ja, bisher ist das so. Natürlich gibt es noch weitere Mütter und Väter unter den KollegInnen, es ist jedoch die Regel, dass die Mütter eine längere Elternzeit nehmen. In letzter Zeit mache ich jedoch erfreulicherweise immer häufiger die Beobachtung, dass sich Väter auch zumindest einige Monate Elternzeit nehmen.

JuDerm: Wie muss man sich so einen typischen Arbeitstag vorstellen, könnten Sie das kurz skizzieren?

M. Schaarschmidt: Ich beginne meinen Tag um 6:30 Uhr um vor der Arbeit noch Zeit mit meinem Sohn zu verbringen und ihn zu stillen. Ab 8 Uhr bin ich dann in der Ambulanz unserer Klinik in der Patientenversorgung eingesetzt, bevor ich mich gegen 13 Uhr meinen Forschungsarbeiten widme. Hier arbeite ich vor allem vom Schreibtisch aus und betreue klinische Studien auf dem Feld der Versorgungsforschung. Da ich Wert darauf lege, dass mein Sohn voll gestillt wird, lege ich um ca.  12 Uhr und um 15 Uhr eine im Mutterschutzgesetz vorgesehenen  Stillpause ein, mein Mann und mein Sohn kommen dafür zu mir in die Klinik. Für weitere Mahlzeiten pumpe ich Muttermilch ab.

JuDerm: Beides - Kind und Beruf - verlangt in bestimmten Situationen ungeteilte Aufmerksamkeit. Wie kann man das miteinander in Einklang bringen? Wird es auch mal brenzlig?

M. Schaarschmidt: Ich habe den Anspruch meine Rolle als Ärztin und Mutter zu 100% zu erfüllen. Im Großen und Ganzen muss man dafür sehr gut organisiert sein und sich der Aufgabe, die man gerade macht, ganz widmen. Wenn ich arbeite, versuche ich mich voll auf meine Aufgaben in der Klinik  zu konzentriert und wenn ich bei meinem Sohn bin, versuche ich auch ganz Mutter zu sein. Klar kann das manchmal ziemlich anstrengend sein und gelingt auch nicht immer.  Insgesamt habe ich jedoch eine große Unterstützung durch meinen Mann, der mir in brenzligen Situationen immer den Rücken freihält.

JuDerm: Sind sie happy mit Ihrer Entscheidung – würden Sie es beim nächsten Kind wieder genauso machen?

M. Schaarschmidt: Ich stehe voll hinter unserer Entscheidung, da ich sehe, dass es uns allen dreien, besonders dem Kind, in dieser Situation sehr gut geht. Generell finde ich es im Sinne der Gleichstellung wichtig, dass beide Partner sich gemeinsam um das Kind kümmern und auch Väter Elternzeit nehmen.  Natürlich gibt es auch Tage an denen die Müdigkeit überwiegt und ich gerne mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen würde, im Allgemeinen habe ich jedoch sehr große Freude an meinem Job und ich möchte die Arbeit nicht missen. Wenn ich dann noch sehe, wie sehr mein Mann die Zeit mit unserem Sohn  genießt und die beiden eine ganz besondere Bindung aufbauen, kann ich mich wirklich als „happy“ mit der Situation bezeichnen. Sollten wir noch einmal vor dieser Entscheidung  stehen, werden wir unsere private und berufliche Situation erneut abwägen und nach den gleichen Kriterien gemeinsam entscheiden wer die Betreuung übernimmt.