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Solitäres schmerzloses genitales Ulcus

Überblick

Ein 29-jähriger Patient wurde aufgrund einer offenen schmerzlosen Stelle am Genitale und einer lokoregionären Lymphadenopathie über die internistische Notaufnahme bei uns vorstellig. Der anamnestisch heterosexuelle Mann berichtete über ein seit 9 Tagen bestehendes, schmerzloses, solitäres Ulcus am Penis. Der Patient war österreichischer Herkunft und hatte keine relevanten Vorerkrankungen. Er lebte in einer festen monogamen Beziehung und gab an, in den vergangenen 6 Monaten ausschließlich sexuellen Kontakt mit seiner Partnerin gehabt zu haben. 

Histologische und immunhistochemische Untersuchung

Der letzte ungeschützte Geschlechtsverkehr mit ihr hatte vor einem Monat stattgefunden. Die Partnerin war beschwerdefrei. Der Patient berichtete, eine Woche zuvor Fieberschübe bis 38,5 ◦C sowie Kopfschmerzen gehabt zu haben. Ein Trauma oder Artefakt wurde verneint. Auch ein Auslandsaufenthalt oder Kontakt zu Tieren wurden ausgeschlossen. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich ein 4 mm großes am Sulcus coronarius befindliches Ulcus mit aufgeworfenem Randwall und Fibrinbelag ohne fortgeleitete Entzündungszeichen (Abbildung 1). Bei Palpation der Inguinalregion konnte eine linksseitige inguinale Lymphadenopathie erhoben werden. Enoral zeigte sich keine Pathologie, das übrige Integument war ebenso bland.

In den Tests auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) waren die serologischen Befunde für Syphilis, HIV sowie Hepatitis B und C negativ. Eine Multiplex-PCR mit Material aus dem Ulcus auf bis zu elf sexuell übertragbare Erreger (Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae, Herpessimplex-Virus 1 und 2, Haemophilus ducreyi, Mycoplasmagenitalium, Mycoplasma hominis, Treponema pallidum, Trichomonas vaginalis, Ureaplasma parvum, Ureaplasma urealyticum) fiel ebenfalls negativ aus.

In unserer Klinik wird bei genitalen Ulzera routinemäßig ein breites Spektrum mit den angeführten sexuell übertragbaren Erregern überprüft, wodurch eine umfassende Diagnostik ermöglicht wird. Die bakteriologische Kultur von Abstrichmaterial aus dem Ulcus wies den Enterobacter-cloacae-Komplex nach.

Dieser wurde als sekundäre Besiedlung beziehungsweise mögliche Kontamination ohne klinische Relevanz eingestuft. Zwischenzeitlich stellte sich der Patient aufgrund zunehmender abdomineller Beschwerden neuerlich in der internistischen Notaufnahme vor, wobei die Abdomen- Sonographie eine Splenomegalie mit über 17 cm Länge erbrachte (Normwert: 11 cm). Neben der Splenomegalie, die primär als infektassoziiert interpretiert wurde, fanden sich keine weiteren pathologischen Befunde.

Zwei Wochen später stellte sich der Patient zur klinischen Kontrolle und Befundbesprechung vor. Das solitäre Ulcus zeigte sich größenprogredient mit einem

Durchmesser von 8 mm und erythematöser Umgebung (Abbildung 2).

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