Vom geschulten Blick zur fundierten Therapieentscheidung Dermatologie strukturiert lernen: Ressourcen für Klinik und Praxis

Wie lernt man dermatologische Krankheitsbilder so, dass sie im klinischen Alltag sicher erkannt und leitliniengerecht behandelt werden? Dieser Beitrag gibt einen strukturierten Überblick über bewährte Lernressourcen für Klinik, Praxis und Facharztprüfung.

(c) RHavenith

Die Dermatologie ist ein Fach, das wir nicht nur lesen, sondern vor allem sehen lernen müssen – manchmal auch riechen ;-) aber Spaß beiseite. Für Studierende in der Klinik und ebenso für uns Assistenten in der Weiterbildung stellt sich früh die zentrale Frage: 

Wie erlerne ich dermatologische Krankheitsbilder so, dass ich sie am Patienten sicher wiedererkenne, leitliniengerecht behandle und gleichzeitig prüfungsrelevant vorbereitet bin? 

In meinem klinischen Alltag und in der gezielten Vorbereitung auf die Facharztprüfung hat sich für mich eine Kombination aus fünf Ressourcen bewährt: dem visuellen Klassiker „Clinical Dermatology – Fitzpatrick’s Color Atlas and Synopsis“ mit den zugehörigen Karteikarten, dem praxisnahen deutschsprachigen „Klinikleitfaden Dermatologie“, den aktuellen Leitlinien der DDG auf derma.de sowie den kompakten „One Minute Wonder“-Karten. Gemeinsam decken sie für mich die zentralen Lernbereiche der Dermatologie ab – vom geschulten Blick über strukturierte Differenzialdiagnostik bis hin zu konkreten Therapieentscheidungen und prüfungsrelevantem Wiederholen. 

„Clinical Dermatology – Fitzpatrick’s Color Atlas and Synopsis“ ist klar klinisch und praxisorientiert aufgebaut. Das Werk wird aktuell vom McGraw-Hill Education-Verlag verlegt. Aktuell ist die 9. Auflage; die 2023 erschienen ist. Im Mittelpunkt stehen die hochwertigen Farbfotografien, die typische und relevante Hautveränderungen realitätsnah abbilden. Ähnlich wie in vielen Standardwerken sind auch hier Hauttypen IV-VI nicht wesentlich abgebildet. Die Erkrankungen sind systematisch nach Krankheitsgruppen gegliedert, etwa entzündliche Dermatosen, infektiöse Erkrankungen, Tumoren, Autoimmunerkrankungen oder genetische Hautkrankheiten. Zu jedem Krankheitsbild folgt eine kompakte Synopsis, die Definition, klinische Merkmale, Differenzialdiagnosen sowie grundlegende diagnostische und therapeutische Aspekte zusammenfasst. Tabellen, Stichpunkte und kurze Merksätze erleichtern die schnelle Orientierung und machen das Buch besonders geeignet als Nachschlagewerk im klinischen Alltag und als strukturierte Lernhilfe für Prüfungen. 

Tatsächlich begleiten mich insbesondere die Karteikarten bereits seit dem Praktischen Jahr. Hier haben wir im Rahmen unserer damaligen Freitagsfortbildung reihum eine Karte aus dem Stapel gezogen und uns dann gegenseitig die entsprechende Effloreszenz beschrieben. Auf der Rückseite der Karten findet sich dann die jeweilige Diagnose, inklusive einer Beschreibung der Läsion, möglicher Differentialdiagnosen und der klassischen Therapie. Sowohl das Buch als auch die Karteikarten sind in englischer Sprache verfasst. Das praktische Karteikartenformat eignet sich meiner Meinung nach jedoch auch für alle unter uns, die eigentlich nicht in englischer Sprache lernen möchten. Ich kenne tatsächlich kein vergleichbar qualitativ hochwertiges Karteikartenformat, mit dem ich so gerne gelernt habe.  

Als sinnvolle Ergänzung zu Fitzpatrick‘s nutze ich im klinischen Alltag den „Klinikleitfaden Dermatologie“ (2). Während Fitzpatrick‘s vor allem das visuelle Erkennen, die Einprägung der Effloreszenzen und die differenzialdiagnostische Breite stärkt, bietet der Klinikleitfaden eine sehr praxisnahe, deutschsprachige Orientierung für Diagnostik, Therapie und konkrete Handlungsabläufe auf Station und in der Ambulanz. Gerade bei Fragen wie „Was mache ich jetzt konkret?“, „Welche Therapie ist leitliniengerecht?“ oder „Wie dosiere ich?“ greife ich schnell und gezielt zum Klinikleitfaden. In Kombination ergänzen sich beide Werke ideal: Fitzpatrick schult meinen dermatologischen Blick und das strukturierte Denken, der Klinikleitfaden übersetzt dieses Wissen direkt in den klinischen Alltag. Für mich ergibt sich daraus ein rundes Lernkonzept – visuell stark, praxisnah und prüfungsrelevant. 

Ein weiteres unverzichtbares Lern- und Praxisinstrument ist „derma.de“, die Website der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) (3). Dort findet ihr stets aktuelle Leitlinien, Positionspapiere, Konsenspapiere und praxisrelevante Handlungsempfehlungen, die den Stand der dermatologischen Wissenschaft und Versorgung in Deutschland wiedergeben. Für die Weiterbildung und die klinische Anwendung ist derma.de eine hervorragende Ergänzung zu Lehrbüchern: Wenn ich im klinischen Alltag oder bei der Prüfungsvorbereitung auf konkrete Therapieempfehlungen, alters- oder situationspezifische Besonderheiten oder evidenzbasierte Vorgehensweisen stoße, liefert die DDG-Plattform verlässliche, regelmäßig aktualisierte Leitlinien. Besonders hilfreich finde ich die Suchfunktion, mit der nach einzelnen Schlagwörtern wie „Psoriasis“ aber beispielsweise auch nach Effloreszenzen „Blase“ im Volltext/PDF aller verfügbaren Leitlinien gesucht werden kann.  

Ebenso nützlich im täglichen Lernrhythmus sind die „One Minute Wonder“-Karten aus dem Springer Verlag – kurze, prägnante Lern- und Wiederholungsblätter zu ausgewählten dermatologischen Themen. Diese kompakten Visuals lassen sich gut neben Fitzpatrick‘s, dem Klinikleitfaden und den DDG-Leitlinien einsetzen: Sie wiederholen zentrale Kernaussagen, Differenzialdiagnosen, wichtige Diagnoseschritte und Therapieprinzipien auf einer Seite. Gerade in der Phase der Prüfungsvorbereitung helfen sie, Wissen zu festigen, Lücken zu identifizieren und komplexe Inhalte „auf den Punkt“ zu bringen. Zusammen mit dem visuellen Training und den Leitlinien ergibt sich so ein lernstrategisch breites und klinisch fundiertes Set an Ressourcen, das sowohl den dermatologischen Alltag als auch die Facharztprüfung effizient unterstützt. 

Für alle, die am liebsten betont online lernen, recherchieren und gezielt nachschlagen, stellt das Thieme e.med Facharztkompendium eine nützliche Ressource dar. Die Plattform bündelt eine große Auswahl an etablierten Fachbüchern, aktuellen Fachzeitschriften, Leitlinien, Abbildungen und Videos in einer zentralen, komfortabel durchsuchbaren Online-Umgebung. Besonders herausstellen möchte ich die Funktion „Persönliche Checkliste“ die es mir ermöglicht, zwischen bereits gelesenem/gelerntem und noch nicht wiederholtem Wissen zu unterscheiden. Insgesamt erlaubt das Thieme e.Ref-Format, sowohl grundlegende Inhalte als auch spezielle Fragestellungen gezielt, evidenzbasiert und kontextbezogen nachzuschlagen; also ideal für den klinischen Alltag ebenso wie für die strukturierte Facharztvorbereitung. 

Ich hoffe, ihr findet den Beitrag spannend, wünsche euch eine gute und produktive (Lern-)Zeit. Genießt euer Wochenende! 

Regina 

 

Referenzen

(1) Wolff K, Johnson RA, Saavedra AP, Roh EK. Fitzpatrick’s Color Atlas and Synopsis of Clinical Dermatology. 9th ed. New York: McGraw-Hill Education; 2023. 

(2) Dirschka T, Oster-Schmidt C, Schmitz L (Hrsg.). Klinikleitfaden Dermatologie. 4. Aufl. München: Urban & Fischer/Elsevier; 2021. 

(3) https://derma.de/leitlinien 

(4) Bspw: https://link.springer.com/article/10.1007/s00105-024-05402-y 

(5) https://eref.thieme.de/home/startpage