Gesundheitsökonomie im Blick: wie mein MHBA mich fit für die Versorgung der Zukunft macht

Unser JuDerm Mitglied Benjamin, der sich aktuell in der Weiterbildung zum Facharzt für Dermatologie befindet, hat sich entschieden, den berufsbegleitenden Studiengang „Master of Health Business Administration (MHBA) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu absolvieren.

Sein Artikel wirft einen genaueren Blick auf den MHBA-Studiengang, die Inhalte und die Perspektiven. Unterstützt wurde Benjamin durch ein Interview mit Professor Dr. Oliver Schöffski, dem langjährigen Leiter des Studiengangs.

Die medizinische Ausbildung in Deutschland ist umfassend, aber wirtschaftliche, rechtliche und institutionelle Fragen spielen im Medizinstudium bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das führt dazu, dass wir Ärztinnen und Ärzte im Berufsalltag oft mit komplexen Entscheidungen konfrontiert werden, die über das rein medizinische Wissen hinausgehen. Warum und wie arbeite ich eigentlich wirtschaftlich im Krankenhaus oder in der Praxis? Genau hier setzt der MHBA an. Der Studiengang mit 4 Semestern an der FAU Erlangen-Nürnberg vermittelt praxisnahes Wissen in den Bereichen: 

  • Gesundheitsökonomie und -politik 

  • Management im Gesundheitswesen 

  • Controlling und strategische Planung 

  • Rechtliche Rahmenbedingungen 

  • Versorgungsforschung und Systemverständnis 

Das Master-Studium richtet sich gezielt an Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte und Medizintechniker, ja eigentlich alle, die im Gesundheitswesen Verantwortung tragen wollen. 

Doch was bringt der MHBA für uns junge Ärztinnen und Ärzte? Genau deswegen werfe ich mit euch einen „Blick über den Tellerrand“ und berichte von meinen Erfahrungen.  

Auch im Gespräch mit dem vorsitzenden Professor Dr. Oliver Schöffski, Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsmanagement an der FAU und verantwortlichen Studienleiter des MHBA. Er antwortet mir auf die Frage nach dem Nutzen des MHBA: 

„Das Medizinstudium ist lang und vollgepackt mit medizinischen Inhalten. Der Blick ‚über den Tellerrand‘ kann in das Curriculum kaum eingebaut werden. Im täglichen ärztlichen Alltag spielen aber juristische, organisatorische, institutionelle und ökonomische Aspekte dann allerdings eine immer größere Rolle.“ 

Der MHBA bietet laut ihm genau diesen dringend benötigten Perspektivwechsel und ermöglicht es, das eigene medizinische Handeln in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Genau das habe ich auch festgestellt. So macht manche Anordnung des Chefs eben Sinn (oder auch nicht und man hat handfeste Argumente an der Hand).  

Und wie lässt sich das Gelernte in die Praxis umsetzen? Auch hier hilft Professor Schöffski weiter: „Innerhalb eines stationären Settings geht es meist um Optimierungen von Abläufen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. In der niedergelassenen Praxis spielen für den einzelnen Arzt dann Themen wie Marketing, Personalführung oder Abrechnung eine immer wichtigere Rolle.“ 

Gerade in der Fachrichtung Dermatologie, wo neben klassischen Kassenleistungen zunehmend auch individuelle Gesundheitsleistungen, komplexe Arzneimittelverordnungen (wie Systemtherapien) oder telemedizinische Angebote in der Versorgung eine Rolle spielen, ist diese Form der wirtschaftlichen Kompetenz seiner Meinung nach von wachsender Bedeutung. 

Dabei muss für mich ein zukunftsorientiertes Studium auch aktuelle Entwicklungen im Blick behalten. Dazu gehören für mich unter anderem Selektivverträge, Digital Health oder die Bewertung neuer Arzneimittel via IQWIG. Ich frage Professor Schöffski: „Welche Rolle spielt der MHBA in diesen Feldern?“ 

„Der MHBA legt Wert darauf, dass die Teilnehmer zunächst einmal die Breite des Gesundheitswesens kennenlernen und wissen, nach welchen Rationalitäten die anderen Marktteilnehmer agieren (z. B. Krankenkassen, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Pharmaindustrie). Nur mit dieser Kenntnis kann man sein eigenes Handeln dann auch optimieren.“ 

Das kann ich bestätigen. Nach einer Einführung in die Betriebswirtschaft im ersten Semester gibt es anschließend gezielte Vertiefungen, z. B. in der ambulanten oder stationären Versorgung oder im Bereich Arzneimittelversorgung. Für Fachrichtungen wie die Dermatologie, die mit einem hohen Maß an sektorübergreifender Versorgung, Biologika-Einsatz und digitaler Kommunikation arbeitet, sind diese Module besonders praxisrelevant. 

Ein zentrales Motiv nach Gesprächen mit Mitstudierenden war der Wunsch, sich „beruflich breiter aufzustellen“, sei es für spätere Leitungspositionen in Kliniken, für eine Niederlassung oder für den Wechsel in ein angrenzendes Berufsfeld wie Verbände, Krankenkassen oder die pharmazeutische Industrie. Prof. Schöffski bestätigt: 

„Faktisch kann ich berichten, dass es beim MHBA ärztliche Teilnehmer mit jeglicher Berufserfahrung gibt. Es gibt Teilnehmer kurz nach der Approbation, Teilnehmer, die sich innerhalb der Facharztausbildung befinden, Teilnehmer vor dem Sprung in die Selbständigkeit und Teilnehmer sämtlicher Hierarchiestufen im Krankenhaus – vom Assistenz- bis hin zum Chefarzt.“ 

Nach Abschluss des MHBA Studiums kann ich bestätigen: das Master-Studium ist anspruchsvoll, aber machbar. „Gerade in der späten Weiterbildungszeit ist es möglich, dass es zu einer Doppelbelastung kommt – diese ist aber, so Professor Schöffski, von vielen Teilnehmenden erfolgreich bewältigt worden.“

Dabei will der MHBA auch Versorgungsforschung sichtbar machen und somit von Nutzen für Kassen und Politik sein. Zu Beginn stellte sich für mich die zentrale Frage: „Wie kann überhaupt gesundheitsökonomische Forschung dazu beitragen, den Versorgungswert einer Fachrichtung wie der Dermatologie für Krankenkassen oder Politik besser sichtbar zu machen?“ Im Gespräch Professor Schöffski wird deutlich: 

„Für die Krankenkassen geht es immer um das eigene Budget. Hier muss beispielsweise nachgewiesen werden, dass durch frühzeitige Diagnostik beim Dermatologen kurz- oder langfristig Ausgaben der Krankenkassen reduziert werden können.“ Das bedeutet: Wenn es gelingt, mit gesundheitsökonomischen Studien zu belegen, dass etwa Hautkrebsscreenings, rechtzeitige Therapien bei Psoriasis oder Versorgung chronischer Dermatosen zu niedrigeren Folgekosten führen, wird der Wert dermatologischer Leistungen nicht nur medizinisch, sondern auch ökonomisch greifbar. 

Und was bedeutet das für die Politik? Der Studiendekan gibt zu bedenken: „Die Politik sollte eine etwas umfassendere Sichtweise haben, die auch Aspekte der Lebensqualität und der Lebenserwartung berücksichtigt. Hier sollte die Dermatologie eigentlich gute Argumente liefern können, warum sie für die medizinische Versorgung der Bevölkerung unverzichtbar ist.“ Wir von JuDerm sind genau deswegen für euch im Einsatz. 

Mein Fazit: der MHBA ist ein Türöffner, auch für uns Dermatologen. 

Der berufsbegleitende Studiengang MHBA öffnet Türen, nicht nur fachlich, sondern auch strategisch. In einer Zeit, in der die Gesundheitsversorgung zunehmend ökonomisch gedacht und organisiert werden muss, bietet der Studiengang meiner Meinung nach: 

  • ein tiefes Verständnis für die Mechanismen im Gesundheitssystem 

  • konkrete Anwendungsmöglichkeiten für Klinik, Praxis und Selbstständigkeit 

  • Anschlussfähigkeit an politische Diskussionen, Versorgungsforschung und Management 

  • neue Karriereoptionen – innerhalb und außerhalb des klassischen Arztberufs 

Gerade Fachrichtungen wie die Dermatologie, die im Spannungsfeld von ambulant/stationär, öffentlich/privat und klassisch/digital stehen, profitieren von der Fähigkeit, „medizinisches Handeln auch wirtschaftlich und strategisch zu denken“.  

(B. Kroh)