Let the Games Begin – EADV 2025

Let the games begin – EADV 2025 in Paris! Vom 17.–20.9. verwandelte sich die Stadt der Lichter in den Hotspot der europäischen Dermatologie. Mit spannendem Wissenschaftsprogramm, nachhaltigem Konzept und den mitreißenden EADV Games wurde der Kongress zum unvergesslichen Erlebnis.

Wissenschaft, Wettbewerb und Weltstadtflair: Vom 17. bis 20. September 2025 fand in Paris der jährliche Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) stat. Die französische Hauptstadt verwandelte sich für vier Tage in einen Treffpunkt für Dermatologinnen und Dermatologen aus ganz Europa und darüber hinaus.

Die Veranstaltung fand im modernen Paris Expo Porte de Versailles statt – einem Kongresszentrum. Die Teilnehmer erhielten mit ihrem Full-Pass einen kostenlosen Nahverkehrspass, was nicht nur praktisch, sondern auch nachhaltig gedacht war. Die Wege in Paris waren so kurz, effizient und umweltfreundlich.

Das wissenschaftliche Programm war umfangreich und vielfältig. Es umfasste über 170 Sitzungen, mehr als 600 Expertinnen und Experten, rund 25 verschiedene Subdisziplinen, 10 große Plenarvorträge, sowie Late-Breaking Abstracts mit neuesten Forschungsergebnissen. Auch interaktive Workshops, Poster-Sessions, ePoster und freie Mitteilungen kamen nicht zu kurz. Wer nicht vor Ort sein konnte, hatte Zugriff auf Live-Streams und On-Demand-Inhalte – ein modernes, hybrides Konzept, das sich nicht zuletzt auch im Rahmen der groß angelegten politisch-motivierten Streiks in Paris bewährte. 

Ein zentrales Thema des wissenschaftlichen Programms war die Präsentation zur Resolution 78.15 der Weltgesundheitsversammlung (WHA), die am 27. Mai 2025 von allen Mitgliedstaaten einstimmig verabschiedet wurde. Diese Resolution markiert einen historischen Meilenstein für unser Fachgebiet, denn erstmals wurden Hautkrankheiten offiziell als globale Priorität der öffentlichen Gesundheit anerkannt. Damit wird der Dermatologie ein klarer politischer Handlungsrahmen zugeschrieben, der weit über den klinischen Alltag hinausreicht. Die Präsentation beleuchtete die vielfältigen Chancen, die sich durch diese Entscheidung für nationale und internationale Gesundheitssysteme ergeben. Hautgesundheit wird fortan als integraler Bestandteil einer universellen Gesundheitsversorgung verstanden – mit dem Ziel, dermatologische Leistungen strukturell in bestehende Versorgungsmodelle zu integrieren und langfristig zu stärken.

Im Mittelpunkt der Ausführungen standen die zentralen Empfehlungen der Resolution sowie bereits laufende und geplante Initiativen, die eine systematische Verbesserung der dermatologischen Versorgung weltweit zum Ziel haben. Die vorgestellten Maßnahmen reichten von politischen Steuerungsinstrumenten über sektorübergreifende Kooperationen bis hin zu konkreten Ansätzen zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Zugleich wurde deutlich, dass es eines breiten, internationalen Engagements bedarf, um diese ambitionierten Ziele umzusetzen. Die Referenten machten unmissverständlich klar, dass alle Akteure des Fachs – ob in Klinik, Forschung oder Lehre – eine wichtige Rolle dabei spielen, die Transformation aktiv mitzugestalten.

Ziel der Sitzung war es daher nicht nur, über die politischen und strukturellen Potenziale der WHA-Resolution zu informieren, sondern auch ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung zu schaffen. Die Teilnehmer sollten die sich eröffnenden Handlungsspielräume erkennen, aktuelle und zukünftige Initiativen einordnen können und ein Verständnis dafür entwickeln, wie sie selbst – individuell wie kollektiv – zur Umsetzung der Empfehlungen beitragen können. Die Diskussionen zeigten eindrucksvoll: Die Anerkennung von Hautkrankheiten als globales Gesundheitsanliegen ist nicht nur ein politischer Durchbruch, sondern zugleich ein Aufruf zum Handeln – für bessere Hautgesundheit weltweit.

Ein weiteres zentrales Thema im wissenschaftlichen Programm war die parasitäre Hauterkrankung Skabies, die weltweit eine immense gesundheitliche Belastung darstellt. Mit schätzungsweise 207 Millionen Betroffenen zählt sie zu den häufigsten Hautkrankheiten weltweit – Tendenz steigend. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen widmete sich ein eigens dafür konzipiertes Symposium den aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätzen im Umgang mit dieser Erkrankung. Im Fokus standen dabei neue wissenschaftliche Erkenntnisse sowie evidenzbasierte Empfehlungen für Diagnose und Therapie.

Der erste Themenblock befasste sich mit der Rolle der Mass Drug Administration (MDA) in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Dabei wurde diskutiert, wie flächendeckende Behandlungsprogramme mit antiparasitären Medikamenten dazu beitragen können, die Krankheitslast in endemischen Regionen effektiv zu reduzieren. Besonders betont wurde die Bedeutung koordinierter, bevölkerungsweiter Maßnahmen, um Wiederansteckungen zu vermeiden und langfristige Kontrolle zu ermöglichen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Behandlung der klassischen Skabies, insbesondere im Licht der neuen Daten aus der randomisiert-kontrollierten „SCRATCH“-Studie. Diese Studie liefert erstmals robuste klinische Evidenz für die Wirksamkeit und Sicherheit spezifischer Behandlungsstrategien, und erlaubt eine klarere Empfehlung hinsichtlich der bevorzugten Therapiewahl.

Auch besondere Patientengruppen wurden eingehend beleuchtet – darunter Kleinkinder unter 15 Kilogramm Körpergewicht, Schwangere und stillende Frauen. Diese Gruppen stellen in der klinischen Praxis aufgrund limitierter Datenlage häufig eine therapeutische Herausforderung dar. Die aktualisierten Empfehlungen des Center of Evidence der Französischen Gesellschaft für Dermatologie boten hier wertvolle Orientierungshilfen für die sichere und wirksame Behandlung in diesen vulnerablen Populationen.

Den Abschluss des Symposiums bildete ein Vortrag zur Therapie schwerer, verkrusteter Skabies (Skabies crustosa), basierend auf den Ergebnissen der „GALE CRUSTED“-Studie. Diese besonders aggressive Verlaufsform erfordert intensive Behandlungsansätze. Die vorgestellten Daten unterstreichen die Bedeutung einer Kombinationstherapie, insbesondere den parallelen Einsatz von oraler Ivermectin und 5%iger Permethrin-Creme, um die therapeutische Wirksamkeit zu maximieren.

Die zentralen Lernziele der Sitzung lagen in der differenzierten Auswahl des geeigneten Skabizids bei endemischer Skabies, der evidenzbasierten Therapieentscheidung bei klassischen Verläufen sowie in der sachgerechten Anwendung kombinierter Behandlungsschemata bei schweren Fällen. Die Diskussionen zeigten eindrucksvoll, dass Skabies längst kein Randthema mehr ist, sondern als ernstzunehmende globale Gesundheitsherausforderung anerkannt werden muss – mit entsprechendem Forschungsbedarf und großem Potenzial für internationale Zusammenarbeit.

 

Ein besonderes Highlight des EADV-Kongresses sind die EADV Games, ein in 2024 eingeführter dynamischer Quizwettbewerb speziell für Assistenzärzte und junge Dermatologen aus ganz Europa.  Ziel ist es, nicht nur klinisches Wissen unter Beweis zu stellen, sondern zugleich den fachlichen Austausch und das Netzwerk unter Kollegen zu stärken. 

In der ersten Runde traten jeweils sechs Teams pro Gruppe gegeneinander an. Das Ziel war klar: Nur die drei Teams, die als erste jeweils drei Punkte erzielen konnten, qualifizierten sich für die nächste Runde. Bereits hier zeigten sich nicht nur medizinisches Fachwissen, sondern auch strategisches Denken und Teamkoordination als entscheidende Faktoren. In der zweiten Runde wurden die verbleibenden neun Teams in zwei Gruppen aufgeteilt – eine Vierer- und eine Fünfergruppe. Auch hier galt das Prinzip der Schnelligkeit und Präzision: In jeder Gruppe kamen nur die ersten zwei Teams mit jeweils fünf erreichten Punkten weiter ins Halbfinale. Das Halbfinale war entsprechend gut besetzt. In einem rasanten Kopf-an-Kopf-Rennen kämpften die verbleibenden Teams darum, als Erste drei Punkte zu erspielen – und sich damit das begehrte Finalticket zu sichern.

Im großen Finale gipfelte der Wettbewerb schließlich in einem hochspannenden Duell: Das Team, das als erstes zehn Punkte erreichte, durfte sich nicht nur über den symbolischen Titel des besten Nachwuchsteams Europas freuen, sondern auch über eine kostenfreie Kongressregistrierung für den nächsten EADV-Kongress 2026 in Wien – ein Preis, der sowohl Anerkennung als auch Motivation für weiteres Engagement bedeutet.

An den EADV Games 2025 nahmen Teams aus einer beeindruckenden Bandbreite europäischer Länder teil, darunter: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, die Schweiz, Ungarn, Polen, Portugal, Rumänien, Griechenland, Irland, Lettland, Serbien, die Slowakei, die Niederlande, die Türkei, Finnland sowie das Vereinigte Königreich. Die Vielfalt der Teilnehmerländer spiegelte nicht nur das breite Spektrum europäischer Dermatologie wider, sondern förderte auch den internationalen Austausch auf persönlicher Ebene. Die Games fördern also genau die Elemente, die moderne medizinische Kongresse  und internationale Zusammenarbeit so wertvoll machen.

Ich hoffe wir sehen uns nächstes Jahr in Wien!

Beste Grüße,

Regina

 

Bildnachweis: Bild erstellt mit Canva „Germany Country Introduction“ Template und ergänzt um Karrusselbild (https://pixabay.com/de/photos/karussell-münchen-tradition-939399/)