JuDerm Workshop "Ambulantes Operieren"

JuDerm Workshop "Ambulantes Operieren" 16. – 17. Sept. 2022 in Mannheim

Ganz besonders freue ich mich, von unserem JuDerm-Workshop „Ambulantes Operieren“ zu berichten. Seit langem konnte endlich wieder ein Workshop in Präsenz stattfinden und wir alle genossen das beim Essen und beim direkten persönlichen Austausch Mitte September im Maritim Hotel in Mannheim.

Am späten Freitagnachmittag starteten wir mit dem Thema „Dermatochirurgie“. Dr. Christoph Löser stellte verschiedene Verschiebe-/Transpositions- und Lappenplastiken vor, zeigte uns spannende Fälle und viele Bilder, bevor es zum praktischen Teil mit Nähen am Schaumstoff überging. So übten wir die Matratzennaht und verbesserten unsere Nahttechnik. Auch der von Dr. Löser vorgestellte Tigergriff, die Schmetterlingsnaht und die Korrektur von Dog Ears helfen dabei, schöne ästhetische Ergebnisse zu erzielen! Das tolle am Arztberuf ist, dass man trotz langjähriger Tätigkeit immer wieder neue Tipps und Tricks aufschnappt. Einen ganz besonderen Tipp möchte ich euch nicht vorenthalten: Habt ihr schon mal einen Shave mit einer Stanze gemacht? Klingt komisch, oder? Als Dr. Löser im OP anstatt der gewünschten Cürette eine Stanze gereicht bekam, nahm er kurzerhand die Stanze zum Shaven und bemerkte, dass dies an Lokalisationen mit sehr dünner Haut z.B. am Augenunterlid und bei bestimmten Indikationen wie Warzen viel besser funktioniert! – unverhofft war ein neuer Trick geboren. So wünsche ich uns allen etwas mehr Spontanität: Wenn das Leben euch Stanzen reicht, macht einen Shave daraus!

Am nächsten Tag brachte Dr. Grit Richter-Huhn uns das eher trockene Thema „von der Genehmigung bis zur Begehung“ durch ihren sehr humorvollen Vortrag näher, weshalb jeder ihr gespannt lauschte. Die Auflistung der verschiedenen Gesetze und was man alles bei einer Praxis-Übernahme oder bei einem Umbau beachten muss und welche Listen und Ordner man führen muss, würde hier den Rahmen sprengen. Es führt also kein Weg daran vorbei – kommt und besucht den nächsten Workshop! Ein paar Dinge möchte ich dennoch erwähnen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass im OP kein Waschbecken sein darf? Und die Wände einer Praxis mit speziellen abwischbaren Farben gestrichen sein müssen?  Auch Topfpflanzen im Sprechzimmer sind verboten, zum Glück kann man diesen Mängel leicht beheben. Für alle alt eingesessenen Kollegen gibt es einen Bestandsschutz, für neue einen Art Welpenschutz, aber irgendwann muss man mit einer Prüfung vom Gesundheitsamt rechnen – und dann ist besser schon vorgesorgt. Die Umbaupläne sollte man sich vom Gesundheitsamt absegnen lassen. Also wenn schon Umbau, dann auch von Anfang an richtig. Wenn man sich erst einmal durch den Gesetzes-Dschungel geschlagen hat, wartet irgendwo der schöne Strand dahinter!

Schon bei der ersten Vorstellungsrunde der Teilnehmer des Workshops wurde klar – ganz besonderes Interesse galt dem Vortrag „Korrektes Abrechnen nach GOÄ und EBM“. Mit diesem Thema traf JuDerm den Geist der Zeit unter jungen Dermatologen und solchen, die kurz vor der Anstellung oder Niederlassung in einer Praxis stehen. Trotz der außergewöhnlichen Masse an Informationen und begrenzter Zeit verstand es Dr. Pia Girbig, eine umfassende Übersicht über alle Ziffern und Fallstricke zu geben. Mit praxisnahen Beispielen und durch ihre lange Erfahrung als eigene Praxisinhaberin wurde dieses Thema geradezu lebendig. Besonders gefiel dem Publikum die „finde-den-Fehler“-Abrechnungsbeispiele. So ist es z.B. wichtig zu wissen, dass nach der GOÄ ein neuer Behandlungsfall erst nach einem Monat (+ einem Tag) eintritt, d.h. wenn der Patient am 02.01.22 da war, kann man erst am 03.02.22 wieder die Ziffern für Beratung und symptombezogene Untersuchung abrechnen. Das gilt natürlich nicht, wenn der Patient sich zwischenzeitlich mit einer neuen Diagnose vorstellt. Für die Abrechnung von Operationen im EBM ist maßgeblich entscheidend, dass die 31-er Ziffern, die außerbudgetär und nicht im Regelleistungsvolumen sind, erst ab 1 Kubikzentimeter Größe des Exzidates gelten. Dabei ist zu beachten, dass die Schrumpfung des Präparates ca. 30-33% beträgt. Da muss man doch schmunzeln und mit einem Augenzwinkern hinnehmen, dass wohl manch einer in der Vergangenheit die Schrumpfung der eigenen Präparate auf 50% beziffert hatte.

Zum Abschluss des Workshops ein brandaktuelles und oft unterschätztes Thema: Kommunikation, Marketing und Außenwirkung. Ja, in der heutigen Zeit ist man als Mediziner nicht mehr nur Arzt, sondern auch Unternehmer und Marketing-Manager. In Zeiten von Social Media und Co. werden Internetauftritte immer wichtiger. Vor allem die jungen Patienten legen darauf wert und oft wird die Wahl des Arztes davon beeinflusst.  Kristin Rosenow, verantwortlich für Marketing und PR bei JuDerm, animierte durch ihr offen gestaltetes Programm die Teilnehmer zur Diskussion und sorgte für einige Lacher und Aha-Momente. Tatsächlich gibt es als Arzt besondere Regeln, an die man sich halten muss. So darf man keine Krankengeschichten wiedergeben, die Werbung darf nicht reißerisch sein und besonders vorsichtig muss man mit Praxisbezeichnungen sein. Am Ende zeigte Kristin Rosenow uns einige Webseiten oder Social-Media-Profile von anwesenden Teilnehmern, die sie durchforstet hatte und veranschaulichte so an prägnanten Beispielen, was gut und was verbesserungswürdig ist. Unbedingt achten sollte man auf Responsive Webdesign, damit die eigene Webseite auf Smartphones genau so angezeigt wird wie auf dem PC oder Laptop.

Hervorheben möchte ich das Rahmenprogramm, das den Workshop erst vollendet. Endlich wieder ein Treffen in Präsenz nach den unzähligen Online-Veranstaltungen! Vielen Dank an Angelika Bueno Román von JuDerm für die Organisation und Umsetzung. Ob beim gemeinsamen Abendessen, einem Glas Wein, beim Mittagessen oder in den Pausen – die Stimmung war super und man kam sehr schnell miteinander in Kontakt. Jeder freute sich, altbekannte Gesichter wiederzusehen und neue kennenzulernen. Auch während den Vorträgen konnten Fragen offen gestellt werden und durch die Begegnung der Vortragenden mit den Teilnehmern auf Augenhöhe entstand eine fruchtbare Atmosphäre mit regem Austausch. Wie ein Teilnehmer sagte: „Das ist ja hier wie bei einer Familie!“

Ein ganz besonders emotionales Highlight war die Ehrung von JuDerm-Gründungsmitglied Dr. Pia Girbig. Dafür fand die sichtlich gerührte Kristin Rosenow bewegende Worte. Obwohl Dr. Pia Girbig sich langsam aus dem Tagesgeschäft von JuDerm zurückzieht, bleibt sie uns hoffentlich als Referentin für weitere Vorträge erhalten. Vielen Dank für dein außergewöhnliches Engagement für JuDerm, Pia!

Ein rundum gelungener Workshop neigte sich am späten Samstagnachmittag dem Ende zu. Alle Köpfe voller neuer Infos und Ideen, die Handys gespickt mit Nummern und Kontaktanfragen neuer Freunde. So traten alle Teilnehmer voll Tatendrang, vieles in die Praxis umzusetzen und natürlich in Kontakt zu bleiben, den Heimweg an.
Bis zum nächsten Workshop, mit der JuDerm-Familie!

Dr. med. Katharina Fischer