Bericht: EADV 2020 ONLINE

Dem Wunsch folgend, die Fachausbildung für Dermato-Venereologie innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu harmonisieren wurde 1987 die EADV (European Academy of Dermatology and Venereology) gegründet. Seitdem hat die Akademie mehr als 25 Kongresse und mehr als 15 Symposien - alle gleichermaßen international anerkannt - abgehalten. In diesem Jahr fand der Kongress, wie viele andere Veranstaltungen dieser Art, unter ganz besonderen Bedingungen statt. Ob das gelungen ist, berichtet JuDerm-Mitglied Dr. Gefion Girbig, die teilgenommen hat.

Der 29. Kongress der European Academy of Dermatology and Venerology (EADV) fand dieses Jahr nicht wie geplant im wunderschönen Wien, sondern vom Sofa aus statt. Auch die EADV ist Corona zum Opfer gefallen und wurde komplett digitalisiert, um dennoch in diesem Jahr die europäischen und außereuropäischen Dermatologen und angehenden Dermatologen in den fachlichen Austausch bringen zu können. Vom 29. bis 31. Oktober 2020 nahmen über 11.000 Interessierte an der Tagung von ihren Computern aus teil. An jedem Tag wurden in unterschiedlichen Sitzungen verschiedene Themenschwerpunkte mit live-Sessions und freigeschalteten Vorträgen sowie Poster on demand aus den unterschiedlichsten Ecken Europas auf englisch präsentiert. Die Vorträge wurden schon Wochen zuvor von den Referenten mit Unterstützung eines zugeschalteten Technikers aufgezeichnet, um den Ablauf an den eigentlichen Kongresstagen möglichst reibungslos zu gestalten. Schwerpunkte lagen bei den neusten Errungenschaften und Erfahrungen der entwicklungsreichen Dermatoonkologie und bei entzündlichen Hauterkrankungen wie atopischer Dermatitis, Psoriasis, aber auch bullösen Erkrankungen und Acne inversa. Auch jüngere Forschungsfelder wie das Mikrobiom der Haut und seine Bedeutung wurden abgehandelt. Insgesamt war zu beobachten, dass die neue Kommunikationsart noch für viele Referenten gewöhnungsbedürftig war und mal mehr, mal weniger reibungslos umgesetzt werden konnte. Dennoch kam bei allen Sitzungen ein reger Austausch trotz des neuen Kommunikationsmediums und besserer oder schlechterer Englischkenntnisse zustande. Der persönliche Dialog und das Knüpfen neuer persönlicher sowie wissenschaftlicher Kontakt, die den Charme einer solchen Veranstaltung zu einem bedeutenden Teil mit ausmachen, sind jedoch durch keine Internetleitung der Welt zu ersetzen. Man hat allerdings mehr Zeit sich auf den eigentlichen Sinn und Zweck, dem Austausch von Wissen, zu fokussieren. Hierbei fielen dann bei dem paneuropäischen Kongress vor allem die länderspezifischen Unterschiede auf. In vielen Ländern Europas sind durch das jeweilige Gesundheitssystem bedingt exemplarisch kostenintensive Biologika-Therapien der breiten Masse nicht zugänglich. Durch diese unterschiedlichen therapeutischen Standards erfolgten die Diskussionen häufig auf ganz anderen Levels als man sie z.B. von der DDG-Tagung kennt. Dies führt bei allen Mankos des deutschen Gesundheitssystems nochmals vor Augen, welche moderne Therapiemöglichkeiten uns hier im Vergleich zu anderen Ländern der EU gegeben sind.

Zusammenfassend war diese EADV online trotz Ermangelung der persönlichen Interaktion eine wissenschaftliche Bereicherung- für die einen mehr, für die anderen weniger.

Dr. med. Gefion Girbig (JuDerm)