Diagnostik und Therapie des Analekzems

S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Analekzems“

S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Analekzems“ (AWMF-Register Nr.: 013/007, 2019)1, 2

Das Analekzem ist eines der häufigsten proktologischen Krankheitsbilder. Die 2019 aktualisierte S1-Leitlinie1, 2 enthält Empfehlungen zum diagnostischen und therapeutischen Management. Neben dem Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen (z.B. Psoriasis intertriginosa, extramammärer M. Paget, AIN und PAIN) ist die diagnostische Klassifikation des Analekzems entlang einer der drei Hauptformen Grundlage einer sinnvollen und effektiven Behandlung: Das irritativ-toxische Analekzem entsteht in Folge vermehrter perianaler Stuhlverunreinigung (z.B. bei Hämorrhoidalleiden oder chronischer Diarrhoe), peranaler Sekretion (z.B. bei Fisteln oder rektaler sexuell übertragbarer Infektion) oder anderen chemischen / mechanischen Reizen (z.B. intensive Analhygiene und häufiger Kontakt mit Detergenzien). Es ist Folge einer zugrundeliegenden anorektalen oder sonstigen Pathologie bzw. Ursache, ebenso wie das kontaktallergische Analekzem, das aufgrund einer Typ IV-Reaktion auf externe Substanzen entsteht. Hiervon abzugrenzen ist das atopische Analekzem, das auf einer konstitutionell bedingten Störung der Hautbarriere beruht. Zu berücksichtigen sind darüber hinaus Überlappungsphänomene, bei denen es erst durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Komponenten zu einem klinisch relevanten Befund kommt. Die Therapie des Analekzems umfasst beim irritativ-toxischen und beim kontaktallergischen Analekzem vordergründig die Behandlung beziehungsweise Beseitigung ätiologischer Faktoren. Bei allen Formen des Analekzems kommen nichtmedikamentöse Therapieoptionen zum Einsatz. Diese dienen der Verminderung aggravierender Faktoren und bestehen aus einer Optimierung der Analhygiene und der Stuhlentleerungsgewohnheiten sowie Hautpflege und -protektion. Bei ausgeprägt entzündlichen Befunden sowie bei unzureichendem Erfolg der Beseitigung/Behandlung ätiologischer Faktoren und der Supportivmaßnahmen soll zudem eine topische antientzündliche und/oder spezifische symptomatische Therapie durchgeführt werden. Dies umfasst den kurzzeitigen oder intermittierenden Einsatz topischer Glukokortikoide oder Calcineurininhibitoren. Im Falle von Superinfektionen kommen befundadaptiert zusätzlich Antiseptika, Antimykotika oder Antibiotika zum Einsatz.

  • Das Analekzem gehört zu den häufigsten proktologischen Krankheitsbildern
  • Die diagnostische Klassifikation als irritativ-toxisches, kontaktallergisches oder atopisches Analekzem hilft beim Einsatz therapeutischer Maßnahmen
  • Essenziell für die Behandlung ist – bei irritativ-toxischen und bei kontaktallergischen Analekzemen – die Behandlung bzw. Beseitigung ursächlicher Faktoren
  • Bei allen Formen des Analekzems sollten nichtmedikamentöse Allgemeinmaßnahmen empfohlen werden, die darauf abzielen, aggravierende Faktoren und irritative Reize zu minimieren
  • Bei ausgeprägt entzündlichen Befunden oder unzureichendem Erfolg der vorgenannten Maßnahmen wird der Einsatz einer kurzzeitigen oder intermittierenden topischen antientzündlichen Therapie empfohlen

1.              Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinien Fachgesellschaften (AWMF). (2019) AWMF-S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Analekzems“ (AWMF-Register Nr.: 013/007), 2019. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-007l_S1_Anakekzem-Diagnostik-Therapie_2019-10_1.pdf Accessed: 10.07.2020.

2.              Weyandt, G., Breitkopf, C., Werner, R. N., Zidane, M., Furtwangler, A., Jongen, J., Rothhaar, A., Schaefer, D., Lenhard, B. (2020) German S1 guidelines for the diagnosis and treatment of perianal dermatitis (anal eczema). J Dtsch Dermatol Ges, 18(6),648-57.