Achtung: Wanzenalarm!

Schädlinge auf dem weltweiten Vormarsch

©Georgy Dzyura, stock.adobe.com

Videos und Fotos aus Paris oder aus öffentlichen Verkehrsmitteln haben uns geschockt. Aus allen Ritzen und Nischen krabbeln Insekten, von einer Epidemie wird gesprochen. Der Ekel-Faktor ist hier natürlich sehr groß, aber was ist dran an diesen Bildern?

Tatsächlich ist es so, dass die hämatogenen Ektoparasiten als fast ausgestorben galten. Allerdings kommt es durch die zunehmende Globalisierung und Entwicklung von Resistenzen zur weltweiten Verbreitung. Im Gepäck reisen die kleinen Tiere unerkannt um die ganze Welt. Als Hauptwirt dient der Mensch, aber auch Haustiere, Nager und Geflügel können als Nebenwirte fungieren. Eigentlich sind Bettwanzen schlecht gerüstet für diesen Eroberungsfeldzug. Sie sind flugunfähig und ihre Augen sind verkümmert. Aber sie sind Meister im Verstecken. Mit ihren ovalen Körpern verstecken sie sich in Ritzen und Ecken, sogar hinter Lichtschaltern. Nachts kommen sie, von den „Ausdünstungen“ des Wirtes angelockt, aus ihren Löchern wie kleine Vampire. Der Saugakt an sich dauert zwischen 5 bis 10 Minuten. Hierbei stechen sie gleich mehrmals. Morgens sieht man das Ergebnis als sogenannte „Wanzenstraßen“. Eine Meldepflicht besteht noch nicht, wird derzeit aber aufgrund des Vormarsches der Blutsauger erwogen. Trotz langer Saugzeiten wurde noch keine übertragbare Infektion durch Wanzen beschrieben. Der Speichel enthält antikoagulierende, anästhesierende und hämolysierende Stoffe sowie sensibilisierende Proteine. Aus diesem Grund können die lokalen Hautreaktionen stark variieren. Von leichten Irritationen bis hin zur Blasenbildung an den Einstichstellen wurden die unterschiedlichsten Stichreaktionen beschrieben. Sogar anaphylaktische Reaktionen oder auch Allgemeinzustandsbeeinträchtigungen wurden beobachtet. Oft besteht ein starker Juckreiz. Differentialdiagnosen sind: allergische Reaktionen, Windpocken, Prurigo subacuta, EEM oder andere Insektenstiche.

Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Antipruriginös (z.B. Antihistaminika), bei ausgeprägtem Befund in Kombination mit Glucocorticoiden. Die Stiche können sich auch infizieren, hier müssen Antibiotika eingesetzt werden. Unkomplizierte Wanzenbisse verheilen in ein bis zwei Wochen. Sind die Wanzenspuren verheilt, gilt es auch Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Diese können langwierig sein. Oft über Monate bekämpfen Experten die Schädlinge. Vertragen werden weder niedrige noch hohe Temperaturen: Kleine Dinge können im Gefrierschrank bei -18° C tiefgefroren werden, Matratzenbezüge und Bettzeug sollten bei mehr als 60° C gewaschen werden. Es gibt sogar Spürhunde, die den penetrant süßlichen Geruch erschnüffeln und bei der Bekämpfung helfen können. Aktuell gibt es im Kampf gegen die Bettwanzen keine weltweiten Standards, dies steht aber auf der Agenda der OECD.

Also lasst euch nicht beißen!
Eure Linda