Berufsstart Dermatologie 4 – Ausflug in die Dermatoskopie

Ausflug in die Dermatoskopie

Das Dermatoskop gehört zum Dermatologen wie das Stethoskop zum Internisten. Ein handliches kleines Instrument und doch so nützlich. Mit dem bloßen Auge sind einige Hautveränderungen schon gut zu erkennen. Andere muss man mit der Lupe anschauen, um sie einschätzen zu können. Es erfordert sehr viel Übung und Erfahrung die Feinheiten der Auflichtmikroskopie zu beherrschen. Aus diesem Grund sind die entsprechenden Kurse, wie auch in diesem Jahr auf der DDG in Berlin, sehr gefragt.

Im Rahmen des Ganzkörperscreenings (hier der genaue Ablauf) finden sich einige Hautveränderungen. Aber was unterscheidet nun einen harmlosen Nävus von einem Melanom? Klar, es gibt die Regel vom „hässlichen Entlein“ und die bekannte ABCDE-Regel. Sprich - den Fleck, der anders aussieht als der Rest und dazu noch unregelmäßig begrenzt ist, verschiedene Farbanteile hat etc., sollte man lieber entfernen. Aber manchmal ist es doch nicht so einfach – dann hilft das Auflichtmikroskop. Dabei sollte man eine 7. Punkte-Checkliste abarbeiten: 1. Atypisches Pigmentnetz, 2. Blau-grau Schleier, 3. Atypisches Gefäßmuster, 4. Pseudopodien/Radiärstrahlung, 5. Unregelmäßig-diffuse Pigmentierung, 6. Unregelmäßige Dots/Globules, 7. Regressionsstrukturen. Wenn mindestens einer dieser Punkte zutrifft, dann sollte lieber die baldige Exzision erfolgen.  Es hilft sich zum Vergleich entsprechende Befunde im Lehrbuch anzusehen, um ein Gefühl für die Kriterien zu entwickeln.

Besonders herausfordernd gestaltet sich auch die Dermatoskopie im Gesichtsbereich. Die Frage nach einer chirurgischen Entfernung wird hier aufgrund des Risikos der Narbenbildung genau überlegt. Pigmentläsionen lassen sich hierbei grob in flache Läsionen (z.B. Lentigo maligna, solare Lentigo, aktinische Keratosen) und noduläre Läsionen (z.B. dermaler Nävus, seborrhoische Keratose, noduläres Basaliom, Talgdrüsenhyperplasie, senile Angiome) einteilen. Wie also unterscheide ich dermatoskopisch einen einfachen Altersfleck von seinem bösartigen Bruder, der Lentigo maligna? Hinweisend können hier asymmetrisch pigmentierte Follikelöffnungen, Rautenstrukturen und ein annulär granuläres Muster sein.  Hingegen findet man bei der solaren Lentigo ein symmetrisches Muster wie bei einem Fingerabdruck. Bei den nodulären Läsionen geht es in erster Linie darum, das Basalzellkarzinom richtig zu erkennen. Oft ist die umgebende Haut stark lichtgeschädigt und von zahlreichen aktinischen Keratosen durchsetzt. Hier hilft auch das Dermatoskop die feinen, aber doch entscheidenden Unterschiede zu erkenne: Ein arborisierendes Gefäßnetz, Radspeichen-artige Strukturen und häufig auch Ulzerationen helfen, den Tumor zu finden.

Auch die Nageldermatoskopie ist ein Bereich für Fortgeschrittene. Die häufigsten sechs Diagnosen der Nagelpigmentierung sind: Hämorrhagien, Nävus, Lentigo, Mykose, Melanoma in situ und invasives Melanom. Dabei wird die erste Einteilung dadurch getroffen, ob ein durchgängiger bräunlicher Pigmentstreifen vorliegt. Wenn ja, können nicht-melanozytäre Läsionen wie ein subunguales Hämatom und eine Mykose ausgeschlossen werden. Das sogenannte Hutchinson-Zeichen (Ausbreitung der Pigmentierung auf die Nagelfalz) kann hierbei der Hinweis auf Malignität sein.

Trotz guter dermatologischer Kenntnisse und eines geschulten Auges, werden auch Fehlentscheidungen getroffen. Hier spielt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) eine immer größere Rolle. In Studien konnte gezeigt werden, dass die besten Entscheidungen vom Arzt in Kombination mit der KI getroffen werden konnten. Auch kann die KI im Bereich der Teledermatologie eine sogenannte Vorauswahl treffen und nur die verdächtigen Befunde an den befundenden Arzt weiterleiten und die harmlosen aussortieren. Das erspart Zeit und mehr suspekte Läsionen können begutachtet werden.

Die Auflichtmikroskopie ist also essenziell für den Dermatologen und bietet darüber hinaus noch einiges Entwicklungspotential!

Ich freue mich auf euer Feedback
Linda