Diagnose

Diagnose:

Scombroid-Fischvergiftung

Untersuchungen: Der Histamingehalt des Thunfischsalats lag bei 184 mg/100 g. Die zugelassenen Grenzwerte für Dosenfisch betragen ≤ 5 mg/100 g (U.S. Food and Drug Administration), ≤ 10 mg/100 g (Europäische Kommission) [1, 2]. Eine bakteriologische Untersuchung wurde nicht durchgeführt.

Therapie: Standardmäßig werden H1- und H2-Blocker, eventuell unterstützend mit intravenöser Flüssigkeitszufuhr gegeben. Bei schwerer Symptomatik werden Epinephrin und Glukokortikosteroide empfohlen [3].

Diskussion
Die Scombroid-Fischvergiftung ist relativ häufig, wird aber meist nicht diagnostiziert. In der dermatologischen Literatur wird sie sehr selten berichtet. Gemäß einer Statistik aus den USA ist sie die dritthäufigste Ursache von durch Speisen verursachte Erkrankungen [3]. Die beschriebene Symptomatik beginnt 15–30 Minuten nach dem Verzehr und hält mehrere Stunden an. Meist treten flächenhafte Erytheme, Kopfschmerz, Schwindel, Angstzustände, Tachykardie, Bronchospasmen und bisweilen gastrointestinale Beschwerden (Krämpfe, Diarrhoe) auf. Üblicherweise klingen die Symptome nach 10–12, selten nach 48 Stunden ab [3]. Sehr selten wurden Todesfälle berichtet [4]. Anders als viele Arten von Lebensmittelvergiftungen ist Scombroidose nicht die Folge der Aufnahme eines Pathogens [5], sondern wird durch die Aufnahme von Histamin ausgelöst. Scombriforme (Thunfisch, Makrele, Sardine, Sardelle, Hering, Blaufisch, Marlin) enthalten viel Histidin, welches bei Temperaturen von über 16°C durch gramnegative Erregerin Fischhaut und Darm (Proteus, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Morganella morganii) mittels einer bakteriellen Histidin-Decarboxylase zu Histamin metabolisiert wird [6]. Dabei schmeckt der Fisch nicht verdorben. Histidin
wird durch Kochen oder Räuchern nicht zerstört, sodass auch korrekt verarbeiteter Fisch zur Histamin-Intoxikation führen kann, wenn er nicht gekühlt oder gefroren aufbewahrt wird [7]. Selten können nicht scombriforme Meerestiere zur selben Symptomatik führen (Mahi Mahi, Krabben) [4]. Ungeklärt ist noch, ob Putrescin, Spermidin und Cadaverin eine Rolle spielen [8].

Differenzialdiagnose
Wegen ähnlicher Symptomatik ist die Abgrenzung zur Fischallergie oft schwierig (Tabelle 2) [9].

Tabelle 2 Differenzialdiagnose zwischen Thunfischallergie und Histamin-Intoxikation.
Thunfischallergie - Histamin-Intoxikation
Nur bei sensibilisierten Individuen - Kann jeden betreffen
Vorwiegend im Kindesalter - Keine Alterspräferenz
Erythematös, urtikariell - Erythematös
Spez. IgE/Pricktest positiv - Spez. IgE/Pricktest negativ
Mastzelltryptase erhöht - Mastzelltryptase normal

Interessenkonflikt
Keiner.

Literatur

1. Fish and Fishery Products Hazards and Controls Guidance. 4th edition, chapter 7: Scombrotoxin (Histamine) Formation. Available from https://www.fda.gov/media/80248/download [Last accessed May 25, 2020].
2. Commission Regulation (EC) No 2073/2005 of 15 November 2005 on microbiological criteria for foodstuffs. Available from data.europa.eu/eli/reg/2005/2073/2019-02-28 [Last accessed May 25, 2020].
3. Feng C, Teuber S, Gershwin ME. Histamine (scombroid) fispoisoning: a comprehensive review. Clin Rev Allergy Immunol 2016; 50 (1): 64–9.
4. Yu Y, Wang P, Bian L, Hong S. Rare death via histamine poisoning following crab consumption: a case report. J Forensic Sci 2018; 63 (3): 980–2.
5. Clark RF, Williams SR, Nordt SP, Manoguerra AS. A review of selected seafood poisonings. Undersea Hyperb Med 1999; 26 (3): 175–84.
6. Bäumer W, Rossbach K. Histamine as an immunomodulator. J Dtsch Dermatol Ges 2010; 8(7): 495–504.
7. Benner RA. Scombrotoxin. Bad Bug Book: Foodborne Pathogenic Microorganisms and Natural Toxins. 2nd ed. U.S. Food and Drug Administration 2012. Diagnosequiz © 2020 Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Published by John Wiley & Sons Ltd. | JDDG | 1610-0379/2020/1811 1337
8. Fernandez-Salguero J, Mackie IM. Technical note: Preliminary survey of the content of histamine and other higher amines in some samples of Spanish canned fish. Int J Food Sci Technol 1987; 22 (4): 409–12.
9. Ridolo E, Martignago I, Senna G, Ricci G. Scombroid syndrome: it seems to be fish allergy but… it isn’t. Curr Opin Allergy Clin Immunol 2016; 16 (5): 516–21.

Die Diagnosequizze werden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom 
"Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft" © Deutsche Dermatologische Gesellschaft