Analer Pruritus

S1-Leitlinie „Analer Pruritus“ (AWMF-Register Nr.: 013/063, 2020)1

S1-Leitlinie „Analer Pruritus“ (AWMF-Register Nr.: 013/063, 2020)1

Pruritus ani (analer Juckreiz) ist ein in der ärztlichen Praxis und insbesondere im Kollektiv proktologischer Patient*innen häufiges und die Lebensqualität mitunter erheblich beeinträchtigendes Symptom. Die aktualisierte S1-Leitlinie „Analer Pruritus“ (AWMF-Register Nr.: 013/063, 2020)1 stellt eine Lokalisations-spezifische Ergänzung zur S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus“ (AWMF-Register Nr.: 013/048, 2016)2 dar und enthält Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie bei analem Pruritus. Die Klassifikation der Ätiologie ist grundlegend, um eine effiziente und nachhaltig wirksame Behandlung zu ermöglichen: In der Mehrzahl der Fälle tritt analer Juckreiz sekundär in Folge einer anorektalen, dermatologischen oder sonstigen Pathologie oder Ursache auf; in diesen Fällen ist die kausale Behandlung und somit die Beseitigung bzw. Minimierung ursächlicher Faktoren essenziell. Aufgrund der Vielzahl an möglichen Ursachen empfiehlt sich ein abgestuftes, ggf. interdisziplinäres Vorgehen. In einigen Fällen lassen sich jedoch auch unter intensiven diagnostischen Bemühungen keine zugrundeliegenden Ursachen des analen Juckreizes identifizieren, es wird dann die Ausschlussdiagnose eines idiopathischen (primären) analen Juckreizes gestellt. Unabhängig von der ätiologischen Klassifikation sollten Allgemeinmaßnahmen zur Reduktion irritativer Reize im Bereich des Anus und Perianus empfohlen werden. Dies umfasst die Beratung zu einer schonenden Analhygiene, ggf. die Anpassung von Ernährungsgewohnheiten und die Pflege bzw. Protektion der perianalen Haut. Bei ausgeprägter oder unter den genannten Maßnahmen therapierefraktärer Symptomatik und insbesondere beim Vorliegen entzündlicher perianaler Hautbefunde kann eine kurzfristige oder intermittierende topische antientzündliche Therapie mit Kortikosteroiden oder Calcineurininhibitoren erforderlich sein. Weitere juckreizstillende Externa und Maßnahmen werden in der Leitlinie empfohlen.

  • Pruritus ani (analer Juckreiz) ist ein häufiges und teils erheblich beeinträchtigendes Symptom
  • Meist tritt analer Pruritus sekundär als Folge einer anorektalen, dermatologischen, allergologischen oder gastroenterologischen Pathologie auf
  • Lässt sich keine zugrundeliegende Ursache eruieren, wird der Pruritus ani als idiopathisch (primär) klassifiziert
  • Die Klassifikation und differenzialdiagnostische Einordnung der Ätiologie des analen Juckreizes ist essenziell für eine suffiziente und nachhaltige Behandlung
  • Die Behandlung stützt sich auf die folgenden Grundpfeiler: 1. Die Behandlung auslösender oder aggravierender Erkrankungen, 2. Allgemeinmaßnahmen zur Beseitigung bzw. Minderung irritativer Reize im Bereich des Anus und Perianus und 3. die symptomatische, juckreizlindernde Therapie.

1.              Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinien Fachgesellschaften (AWMF). (2020) AWMF-S1-Leitlinie  „Analer pruritus“ (AWMF-Register Nr.: 013/063), 2020. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-063l_S1_Analer-Pruritis_2020-06.pdf Accessed: 10.07.2020.

2.              Stander, S., Zeidler, C., Augustin, M., et al. (2017) S2k Guidelines for the diagnosis and treatment of chronic pruritus - update - short version. J Dtsch Dermatol Ges, 15(8),860-72.