S3-Leitlinie zur atopischen Dermatitis

Unter besonderer Berücksichtigung der medizinischen Gegebenheiten im deutschsprachigen Raum erfolgte eine Adaptierung der europäischen S3-Leitlinie zur atopischen Dermatitis (AD), welche um zentrale Inhalte der deutschsprachigen Vorgängerversion ergänzt wurde.

Obwohl die AD eine weitverbreitete Hauterkrankung ist (in Deutschland leiden etwa 13% aller Kinder und etwa 2% aller Erwachsenen zumindest zeitweilig unter einer AD), bereitet das Management dieser häufig stark lebensqualitätseinschränkenden Erkrankung nicht selten Schwierigkeiten.

Diagnostisch gilt es, dieses Krankheitsbild nicht nur von relevanten Differentialdiagnosen (wie etwa anderen Ekzemerkrankungen und kutanen Lymphomen) abzugrenzen, sondern auch individuelle Triggerfaktoren inklusive allergologischer Stimuli zu identifizieren. Ein ungezieltes „Allergie-Screening“ sollte bei Patient*innen mit AD laut Leitlinie zwar nicht erfolgen, insbesondere bei suggestiver Anamnese kann jedoch der Ausschluss von IgE-vermittelten Allergien gegen Aeroallergene oder Nahrungsmittel sinnvoll sein, da diese teilweise als Komorbiditäten auftreten und/oder als potenzielle Auslöser der AD fungieren können.

Neben der Meidung von individuellen Triggerfaktoren ist die regelmäßige Anwendung von Emollienzien die wichtigste Basistherapie bei AD. Die Anwendung von Emollienzien kann bei mildem Schweregrad bereits eine ausreichende Therapie darstellen. Eine Verschreibung von verordnungsfähigen Basistherapeutika zu Lasten der GKV bei Kindern mit AD unter 13 Jahren wird in der Leitlinie ausdrücklich empfohlen. Bei sichtbaren Ekzemen soll in der Regel eine Therapie mit topischen Glukokortikosteroiden ausreichend lange erfolgen. Nach Abheilung dieser Läsionen sollen die topischen Glukokortikosteroide im proaktiven Regime z.B. zweimal wöchentlich eingesetzt werden. Im Gesicht, in intertriginösen Bereichen sowie im Anogenitalbereich stellen topische Calcineurin-Inhibitoren die bevorzugte antiinflammatorische Therapie dar, die vor allem in der Langzeitanwendung an diesen Lokalisationen eingesetzt werden sollen.

Bei moderaten bis schweren Ekzemen kann neben der topischen Therapie die Einleitung einer Systemtherapie indiziert sein. Zur diesbezüglichen Indikationsstellung erstellte das Leitliniengremium praxisorientierte „Checklisten“, die individualisiert für das Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter konsentiert wurden und auf der Webseite der AWMF abrufbar sind. Insgesamt erhielten 5 Wirkstoffe eine starke Empfehlung. Dazu gehören die beiden Biologika Dupilumab und Tralokinumab sowie die Januskinase Inhibitoren Upadacitinib (Jak-1 Inhibition), Abrocitinib (Jak-1 Inhibition) und Baricitinib (Jak-1 und Jak-2 Inhibition). Die beiden Letztgenannten sind nur im Erwachsenenalter zur Therapie der AD zugelassen. Anders als bei der europäischen Vorlage wurde für Ciclosporin, nur eine offene Empfehlung ausgesprochen. Dies erfolgte aufgrund des ungünstigeren Sicherheitsprofils von Ciclosporin.

Bei erwachsenen Patient*innen mit AD kann desweiteren eine Phototherapie, bevorzugt mit Schmalspektrum-UVB oder UVA1, erfolgen. Häufige oder langwierige Behandlungszyklen sollten jedoch aufgrund des Hautkrebsrisikos vermieden werden.

Zusätzlich werden psychoedukative Programme bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit AD (Neurodermitisschulungen) leitliniengemäß empfohlen. 

register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-027