Diagnose

Floride kutane (und ösophageale) Papillomatose (FCP), maligne Acanthosis nigricans (MAN) und Acanthosis palmaris (engl. „Tripe palms“, TP) in Assoziation mit einem pulmonalen Adenokarzinom

Diskussion
Unser Patient stellte sich mit einer syndromischen Assoziation von drei paraneoplastischen Hauterkrankungen vor: MAN, TP und FCP. Einige Autoren betrachten Acanthosis palmaris und floride kutane Papillomatose als abortive Varianten der Acanthosis nigricans [1]. Interessanterweise waren zuvor nur neun Fälle einer deutlichen Papillomatose entlang der ösophagealen Mucosa beschrieben worden [2]. Sechs davon gingen mit Malignomen des Gastrointestinaltrakts einher [2]. Die Assoziation mit einem Bronchialkarzinom wurde selten beschrieben und tritt vor allem bei Patienten mit Acanthosis palmaris als einziger kutaner Manifestation auf [3]. Pathologische Hautbefunde können, wie bei unserem Fall, zeitgleich mit einem zugrunde liegenden Malignom auftreten oder sich viele Jahre vor oder nach seiner Erkennung entwickeln [4, 5]. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass der transformierende Wachstumsfaktor alpha (TGFα) und andere Zytokine wie insulinartiger Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) die Proliferation von Keratinozyten, Melanozyten und Fibroblasten stimulieren [6, 7]. Das warzenartige Erscheinungsbild der Läsionen veranlasste uns, die Hautproben durch PCR auf HPV-DNA zu untersuchen, was jedoch zu einem negativen Ergebnis führte. Während im Fall solitärer Manifestationen eine benigne Form der Acanthosis nigricans in die Differenzialdiagnose aufgenommen werden muss [8], ist die syndromische Assoziation der drei Dermatosen, wie in dem hier beschriebenen Fall, nur im Kontext zugrunde liegender Malignome beobachtet worden. Benigne Formen der Acanthosis nigricans können bei Patienten mit Insulinresistenz, Adipositas oder anderen Stoffwechselerkrankungen beobachtet werden [8].

Histologisch kann nicht zwischen paraneoplastischer und benigner Acanthosis nigricans unterschieden werden; ein plötzliches Auftreten von Läsionen weist jedoch eher auf eine paraneoplastische Ursache hin [9, 10]. Da eine chirurgische Entfernung des Lungentumors nicht möglich war, wurde bei unserem Patienten eine palliative Chemotherapie mit Carboplatin (300 mg/m2) und Pemetrexed (500 mg/m2) eingeleitet, die bereits nach einem Zyklus zu einem deutlichen Rückgang der Hautläsionen führte. Aufgrund zunehmender Nebenwirkungen bei nachfolgenden Zyklen, wie einer starken Neutropenie lehnte der Patient jedoch eine weitere Behandlung ab. Hinsichtlich der rezidivierenden kutanen Läsionen leiteten wir eine palliative topische Behandlung mit feuchtigkeitsspendenden Wirkstoffen, ergänzt durch Vitamin-A-Derivate und Harnstoff ein, mit der sich der Juckreiz vermindern ließ.

Fazit: Bei Vorliegen einer syndromischen Assoziation der drei paraneoplastischen Hauterkrankungen MAN, FCP und TP sollte immer eine gründliche diagnostische Abklärung in Bezug auf maligne Neoplasien insbesondere im Gastrointestinaltrakt und in der Lunge erfolgen. Dies steht im Einklang mit der vorliegenden Literatur, die eine hochrelevante Assoziation nahelegt. Die Therapie sollte primär auf die Behandlung des zugrunde liegenden Malignoms abzielen. In diesem Zusammenhang haben einige Autoren über eine Besserung der Hautläsionen nach einer Operation oder einer Chemotherapie berichtet [11].

Interessenkonflikt
Keiner.

Literatur
1 Andreev VC. Malignant acanthosis nigricans. Semin Dermatol 1984; 3: 265–72.
2 Kozlowski LM, Nigra TP. Esophageal acanthosis nigricans in association with adenocarcinoma from an unknown primary site. J Am Acad Dermatol 1992; 26: 348–51.
3 Curth HO. Cancer associated with acanthosis nigricans: review of literature and report of a case of acanthosis nigricans with cancer of breast. Arch Surg 1943; 47: 51–2.
4 Pipkin CA, Lio PA. Cutaneous manifestations of internal malignancies: an overview. Dermatol Clin 2008; 26: 1–5.
5 Stieler K, Blume-Peytavi U, Vogel A et al. Hyperkeratoses as paraneoplastic syndrome. J Dtsch Dermatol Ges 2012; 10(8): 593–5.
6 Krawcyk M, Mykala-Ciesla, Kolodzieej-Jaskula A. Acanthosis nigricans as a paraneoplastic syndrome. Case reports and review of literature. Pol Arch Med Wewn 2009, 119: 180–3.
7 Ellis DL, Kafka SP, Chow JC et al. Melanoma, growth factors, acanthosis nigricans, the sign of Leser-Trelat, and multiple acrochordons. A possible role for alpha-transforming growth factor in cutaneous paraneoplastic syndromes. New Engl J Med 1987, 317: 1582–7.
8 Schwartz RA. Acanthosis nigricans, florid cutaneous papillomatosis, and the sign of Leser-Trélat. Cutis 1981;
28: 319-4.
9 Lebwohl MG, Heymann WR, Berth-Jones J et al. Treatment of Skin Disease: Comprehensive Therapeutic Strategies, 4. Auflage, Elsevier Verlag, München, 2014.
10 Gross G, Pfister H, Hellenthal B et al. Acanthosis nigricans maligna: clinical and virological investigations. Dermatologica 1984; 168: 265–72.
11 Anderson SHC, Hudson-Pfacock M, Muller AF. Malignant acanthosis nigricans: potential role of chemotherapy. Br J Dermatol 1999; 141: 714–6.

 

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