Diagnose

Diagnose:

Granuläre Parakeratose

Diskussion
Die granuläre Parakeratose (GP) ist eine seltene, idiopathische, gutartige Verhornungsstörung, die erstmals 1991 von Northcutt et al. bei fünf Patienten beschrieben wurde. Die granuläre Parakeratose zeigt sich klassischerweise als einoder beidseitige bräunlich-erythematöse hyperkeratotische Papeln, die zu Plaques konfluieren können. Sie treten typischerweise in den Axillen auf, obwohl verschiedene Lokalisationen
beschrieben wurden. Diese befinden sich stets in intertriginösen Bereichen (Leisten- und Halsbeuge), sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Histopathologische Befunde zeigen eine verdickte Hornschicht mit Keratohyalin-Granula in den parakeratotischen Zellen [1–3]. Die Häufigkeit der GP liegt nach der Studie von Braun-Falco und Laaf zwischen 0,004 und 0,005 %: Die Autoren gehen davon aus, dass die GP selten diagnostiziert wird und die Diagnose nur histologisch gestellt wird [4].

Die genaue Ätiologie der GP bleibt völlig unklar, aber Metze und Rütten nahmen an, dass es einen grundlegenden Defekt bei der Verarbeitung von Profilaggrin zu Filaggrin gibt, wodurch es während der Verhornung zum Verbleib basophiler Keratohyalin-Granula in der Hornschicht kommt [5]. Eine der gängigsten Theorien besagt jedoch, die GP würde sekundär nach physikalischer Irritation oder Kontaktallergien etwa gegen Antitranspiranzien, Deodorant-Inhaltsstoffen wie Isostearylalkohol, Parfüm, Propantelinbromid, Vitamin E und Benzalkoniumchlorid oder Gleitmittel auftreten [1].

Antitranspiranzien sind bei Hyperhidrose wirksam, obwohl bestimmte Chemikalien den Keratinisierungsprozess in der Epidermis stören können. So kann es zu einem vorzeitigen
Stopp des Keratinisierungsprozesses und folglich zu fehlendem Abbau der Keratohyalin-Granula in der Hornschicht kommen [1, 5–6]. Unser Patient verneinte die Anwendung von Antitranspiranzien, Deodorants oder anderen topischen Produkten an der betroffenen Stelle. Das Einsetzen der Läsionen während der Pubertät und im Frühling/Sommer mit vollständiger Remission während der kälteren Monate lässt jedoch einen Zusammenhang mit der Aktivierung der apokrinen Schweißdrüsen und vermehrtem Schwitzen vermuten. Bei unserem Patienten lässt sich die besondere und merkwürdige Form der Läsionen, mit scharf abgegrenzten Rändern, durch lokalisierte Reibung an den Nähten der Kleidung erklären.

Es wurden, mit unterschiedlichen Ergebnissen, viele verschiedene Behandlungen für die GP vorgeschlagen, zum Beispiel topische/systemische Retinoide, Emollienzien, Keratolytika oder Calcitriol. Die Vermeidung des Einsatzes von Antitranspirant scheint jedoch die erste wichtige Strategie bei der Behandlung der GP zu sein [7].

Interessenkonflikt
Keiner.

Literatur
1 Fujii M, Doi H, Honma M, Ishida-Yamamoto A. Case of granular parakeratosis with marked keratinocyte apoptosis. J Dermatol 2020; 47(3): e88–e90.
2 Patrizi A, Neri I, Misciali C, Fanti PA. Granular parakeratosis: four paediatric cases. Br J Dermatol 2002; 147(5): 1003–6.
3 Ding CY, Liu H, Khachemoune A. Granular parakeratosis: a comprehensive review and a critical reappraisal. Am J Clin Dermatol 2015; 16(6): 495–500.
4 Braun-Falco M, Laaff H. Granular parakeratosis – a clinicalpathological correlation of 10 cases. J Dtsch Dermatol Ges 2009; 7(4): 340–4.
5 Metze D, Rütten A. Granular parakeratosis – a unique acquired disorder of keratinization. J Cutan Pathol 1999; 26(7): 339–52.
6 Kumarasinghe SP, Chandran V, Raby E, Wood B. Granular parakeratosis is a reaction pattern in hyperkeratotic flexural erythema. Australas J Dermatol 2020; 61(2): 159–60.
7 Nazzaro G, Vaira F, Coggi A, Gianotti R. A 42-year-old woman with a submammary intertrigo. Int J Dermatol 2013; 52(9): 1035–6.

Die Diagnosequizze werden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom 
"Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft" © Deutsche Dermatologische Gesellschaft