Diagnose

Schmauchtätowierung bei intravenösem Heroinabusus

Diskussion
In der gezielten Anamnese berichtete die Patientin über einen bis vor zwei Wochen stattgehabten intravenösen Heroinabusus. Dieser erfolgte nach eigenen Angaben insgesamt über zwei Monate. In diesem Rahmen kam es im Bereich der Einstichstellen der Injektionsnadeln einige Tage nach Beginn des Heroinabusus zum Auftreten der schwarzgefärbten Maculae.
       Schmauchtätowierungen (shooting tattoos) werden in der Literatur selten beschrieben. Durch das Erhitzen der Injektionsnadel zum Sterilisieren kann es zur Bildung von Rußpartikeln kommen, diese werden zusammen mit dem Heroin injiziert. Auf diese Weise lagern sich zum Beispiel Kohlenstoffpartikel in dem die Injektionsstelle umgebendem Gewebe ab [ 1 ]. Es entsteht das klinische Bild der Schmauchtätowierung.
       Eine spezifi sche Therapie für Schmauchtätowierungen bei Drogenabusus ist nicht beschrieben. Wir haben unserer Patientin den Versuch einer Lasertherapie nach Beendigung der psychiatrischen Behandlung angeboten. Die Patientin stellte sich bisher jedoch nicht erneut in unserer Klinik vor.
       Neben den Schmauchtätowierungen gibt es viele andere Hautveränderungen, die auf einen Drogenkonsum hinweisen können. Insbesondere Infektionen der Haut gehören, neben respiratorischen Infekten, zu den häufigsten Gründen für eine stationäre Einweisung bei Drogenabhängigen, welche sich die Drogen intravenös verabreichen [ 2 ] . Deshalb ist es wichtig, die verschiedenen Arten von Hautveränderungen bei Drogenabusus zu kennen.
       Als Hautinfektionen zeigen sich zum Beispiel Erysipele, Abszesse und Phlegmonen. Diese entstehen meist durch multibakterielle Infektionen mit Keimen der eigenen Körperflora [ 3 ] . Auch kann es in schweren Fällen zum Auftreten von nekrotisierender Fasziitis kommen.
       Sogenannte track marks zeigen sich unter anderem als Kratzspuren und als gerötete oder verhärtete Venen entlang der Drogeninjektionsstellen [ 4 ] . Weitere sichtbare Hautveränderungen im Rahmen des intravenösen Drogenabusus entstehen beim skin-popping durch subkutane oder intradermale Injektion der Drogen [ 5 ]. Hierbei entstehen eingesunkene Narben im Bereich der Injektionen und es können sich unter bestimmten Umständen auch ausgedehnte Ulzerationen bilden. Eine nicht seltene Komplikation ist das Puffy-Hand-Syndrom, welches sich in Form von Ödemen der Handrücken, welche die Finger aussparen, zeigt [ 5 ]. Wahrscheinlich entsteht es durch Obstruktion und Destruktion von lymphatischem Gewebe und tritt häufiger bei Frauen auf [ 6 ] . Auch beim Auftreten von Ulzerationen an den Beinen sollte besonders bei jüngeren Patienten an einen Drogenmissbrauch gedacht werden [ 4 ] .
       Differenzialdiagnostisch kommen unter anderem abgeheilte fixe toxische Arzneimittelexantheme [ 7 ] oder eine ashy dermatosis (Erythema dyschromicum perstans) [ 8 ] in Frage. Weitergehende Hinweise für eine vorangegangene Medikamenteneinnahme oder vorbestehende erythematöse Läsionen ließen sich in der Anamnese der Patientin nicht finden.
       Bei unserer Patientin war der Heroinkonsum bekannt. Jedoch geben Patienten den Gebrauch von Drogen nicht immer an, sei es aus Scham oder aus Angst vor Stigmatisierung und möglicher existentieller Folgen. Die Diagnosestellung kann deswegen oft erschwert sein. In solchen Fällen, aber auch bei bewusstlosen Patienten kann die Kenntnis der typischen Hautveränderungen bei intravenösem Drogenabusus sehr hilfreich sein.


Interessenkonflikt: Keiner.

Literatur
1 Kringsholm B , Christoffersen P . Morphological findings in fatal drug addiction. An investigation of injection marks, endocrine organs and kidneys . Forensic Sci Int 1989 ; 40 ( 1 ): 15 – 24 .
2 Marks M , Pollock E , Armstrong M et al. Needles and the damage done: reasons for admission and financial costs associated with injecting drug use in a Central London Teaching Hospital . J Infect 2013 ; 66 ( 1 ): 95 – 102 .
3 Fink B , Landthaler M , Hafner C . Skin alterations due to illegal drug abuse . J Dtsch Dermatol Ges 2011 ; 9 ( 8 ): 633 – 8 .
4 Coull AF , Atherton I , Taylor A , Watterson AE . Prevalence of skin problems and leg ulceration in a sample of young injecting drug users . Harm Reduct J 2014 ; 11 : 22 . Dinis-Oliveira RJ , Carvalho F , Moreira R et al. Clinical and forensic signs related to opioids abuse . Curr Drug Abuse Rev 2012 ; 5 ( 4 ): 273 – 90 .
6 Andresz V , Marcantoni N , Binder F et al. Puffy hand syndrome due to drug addiction: a case-control study of the pathogenesis . Addiction 2006 ; 101 ( 9 ): 1347 – 51 .
7 Ozkaya E. Fixed drug eruption: state of the art . J Dtsch Dermatol Ges 2008 ; 6 ( 3 ): 181 – 8 .
8 Osswald SS , Proffer LH , Sartori CR . Erythema dyschromicum perstans: a case report and review . Cutis 2001 ; 68 ( 1 ): 25 – 8 .

 

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Die Diagnosequizze werden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom 
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