Diagnose

Diagnose:
Systemic onset juvenile idiopathic arthritis (SoJIA), mit klassischer und nichtklassischer kutaner Präsentation

 

 

Klinischer Verlauf
Basierend auf der Kombination von Arthritis, typischem Fiebermuster, flüchtigem lachsfarbenen makulopapulösem Exanthem und Lymphadenopathie mit erhöhten Entzün-dungsmarkern wurde die Diagnose systemic onset juvenile idiopathic arthritis (SoJIA) gestellt. Die Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie mit systemischen und topischen Steroiden führte zu einer raschen Besserung der klinischen Symptome und einem Abfall der Entzündungsparameter.
Die schuppenden Plaques besserten sich hingegen nur langsam. Nach Erreichen einer Remission, musste das Ausschleichen des Prednisolons sehr langsam erfolgen, da eine raschere Reduktion der Dosierung jeweils zum Aufflammen des mehr flüchtigen Exanthems führte. Gleichwohl mussten keine steroidsparenden Second-Line-Therapeutika eingesetzt werden.

Diskussion
Im Jahre 1897 beschrieb George Frederic Still eine Form der chronischen Arthritis bei Kindern, welche später als Mor-bus Still oder SoJIA bekannt wurde [1]. Typische klinische Merkmale sind Arthritis, Fieberepisoden (> 39°C während mindestens zwei Wochen und an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen) und mindestens eines der folgenden Symptome: flüchtiger makulopapulöser Ausschlag, Lymphadenopathie, Spleno-/Hepatomegalie oder Serositis [2]. Eine Leukozytose mit Neutrophilie und hohe Ferritin-Werte sind suggestiv für SoJIA. Rheumafaktor- und ANA-Screening fallen typischerweise negativ aus [2]. Die Grundpfeiler der Therapie sind NSAR, systemische Kortikosteroide und Methotrexat [3]. Bei Nichtansprechen können moderne Biologicals als disease-modifying antirheumatic drugs (DMAR) eingesetzt werden [4].
Die SoJIA tritt typischerweise im Kindesalter. Bei Auftreten der Erkrankung nach dem 16. Geburtstag, wird ein adult onset Still‘s disease (AOSD) diagnostiziert. Die Beziehung zwischen der adulten und der pädiatrischen Form bleibt unklar [1]. Das typische flüchtige, lachsrote makulopapulöse Exanthem wird in bis zu 87 % der Patienten beschrieben [5]. Die histologischen Befunde aus solchen Effloreszenzen werden als unspezifisch beschrieben. Meist findet sich eine oberflächliche, perivaskuläre und gemischte interstitielle Dermatitis mit Lymphozyten und zum Teil neutrophilen Granulozyten [6]. Weiterführende histopathologische Studien zeigten, dass der neutrophile Epitheliotropismus, das Auftreten von Neutrophilen in glandulären Strukturen, Epidermis und Haarfollikeln, charakteristisch für die neutrophile urtikarielle Dermatose (NUD) ist, ein Muster, welches den klinischen Verdacht für eine autoinflammatorische oder autoimmune Erkrankung aufkommen lassen sollte [6, 7].
In den letzten Jahren wurde ein anderes charakteristisches kutanes Muster sowohl in SoJIA als auch in AOSD erkannt. Diese „nichtklassischen“ Effloreszenzen wurden persistent pruritic papules or plaques, persistent plaques and linear pigmentation oder persistent pruritic eruptions genannt [5, 8, 9]. Sie können allein oder in Kombination mit dem eher klassischen Exanthem auftreten und präsentieren sich als dunkelrote oder bräunliche, persistierende, erythematöse oder urtikarielle Plaques, oft in linearer Konfiguration, manchmal mit Schuppung oder Krusten. Diese Läsionen sind üblicherweise stark juckend und die häufigsten Lokalisationen sind der Stamm (Rücken) und die Streckseiten der Extremitäten [5]. In der adulten Population werden diese persistierenden juckenden Läsionen als Zeichen für einen schwereren Krankheitsverlauf gesehen, wobei die Zahl beschriebener Fälle noch unzureichend für die Bestätigung dieser Hypothese ist. Andere atypische morphologische Muster sind lichenoide Papeln, Prurigopigmentosa-ähnliche, Dermatomyositis-ähnliche (Lidödeme und Flagellanten-Erythem) und Amyloidose-artige Hautveränderungen [6]. Histopathologisch finden sich dyskeratotische Keratinozyten, welche über der oberen Epidermis verteilt sind. Weitere histologische Merkmale sind eine dermale Muzinose, Parakeratose und gemischte dermale perivaskuläre Entzündungsinfiltrate, welche hauptsächlich aus Lymphozyten und Neutrophilen bestehen [6, 10].
Zusammengefasst präsentiert sich die SoJIA mit einem Spektrum von kutanen und dermatohistopathologischen Befunden. Nichtklassische kutane Präsentationen könnten eine persistierenden Krankheitsaktivität und daher auch die Anwendung von aggressiveren Therapeutika implizieren. Das Bewusstsein für nichtklassische Präsentationen und deren histopathologische Charakteristika ist wichtig, da eine frühe Diagnose die Prognose der Patienten verbessern kann.

Interessenkonflikt
Keiner.

 

 

 

Literatur

1 Prendiville JS, Tucker LB, Cabral DA, Crawford RI. A pruritic linear urticarial rash, fever, and systemic inflammatory disease n five adolescents: Adult-onset still disease or systemic juvenile idiopathic arthritis sine arthritis? Pediatr Dermatol 2004; 21(5): 580–8.

2 Petty R,Southwood T, Manners P et al. International League of Associations for Rheumatology classification of juvenile arthritis:second revision. Arthritis Rheum 2004; 31(2): 390-2.

3 Cimaz R. Systemic-onset juvenile idiopathic arthritis. Autoimmunity Reviews 2016; 15(9): 931–4.

4 Baris HE, Anderson E, Sozeri B, Dedeoglu F. Impact of biologics on disease course in systemic onset juvenile idiopathic arthritis. Clin Rheumatol 2018; 37(12): 3263–73.

5 Narváez Garcia FJ, Pascual M, López de Recalde M et al. Adult-onset Still’s disease with atypical cutaneous manifestations. Medicine (Baltimore) 2017; 96(11): e6318.

6 Broekaert SMC, Böer-Auer A, Kerl K et al. Neutrophilic epitheliotropism is a histopathological clue to neutrophilic urticarial dermatosis. Am J Dermatopathol 2016; 38(1): 39–49.

7 Stringer T, Gittler J, Meehan S et al. Neutrophilic urticarial dermatosis as a presenting feature of systemic juvenile idiopathic arthritis. Pediatr Dermatol 2018; 35(3): e170–e172.

8 Kikuchi N, Satoh M, Ohtsuka M, Yamamoto T. Persistent pruritic papules and plaques associated with adult-onset Still’s disease: Report of six cases. J Dermatol 2014; 41(5): 407–10.

9 Yoshifuku A, Kawai K, Kanekura T. Adult-onset Still disease with peculiar persistent plaques and papules. Clin Exp Dermatol 2014; 39(4): 503–5.

10 Larson AR, Laga AC, Granter SR. The spectrum of histopathologic findings in cutaneous lesions in patients with still disease. Am J Clin Pathol 2015; 144(6): 945–51.

 

 

 

Die Diagnosequizze werden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom 
"Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft" © Deutsche Dermatologische Gesellschaft