In 11 Schritten zur nachhaltigen Praxis

Bericht über das Online Seminar Nachhaltigkeit in der Praxis

Nachdem wir hier bei JuDerm schon auf verschiedenen Kanälen über die Arbeit von Dr. med. Susanne Saha und Ihre Arbeit im Arbeitskreis Plastik und Nachhaltigkeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft berichtet haben, folgte am 19.03.2022 ein Online-Seminar zum Thema Nachhaltigkeit in der Praxis.

Dieser sonnige Samstagmorgen startete erst einmal mit „harter Kost“ und dem Ist-Zustand unserer Umwelt. Hier gab Dr. Saha gekonnt mit vielen Fakten einen Überblick über die heutige Situation. Begonnen wurde mit dem Bild einer abgemagerten Kuh in Indien, die vor einer riesigen Mülllandschaft vor einem Gebäude steht. Wenn man genauer in das Bild schaut, berichtete uns Dr. Saha, stellt man fest, dass sich in diesem Müll auch Praxisabfall findet. Doch wer denkt, dass wir hier in Deutschland vorbildlich mit Müll umgehen, erschrickt schnell: Deutschland liegt auf Platz 6 der Klimasünder weltweit und auf Platz 5 der größten Müllproduzenten. Dabei ist laut Bericht des Weltklimarates schon jetzt die Hälfte der Menschheit hochgradig durch den Klimawandel gefährdet. Und so kamen wir zu Punkt 2 des Vortrages: Die Rolle des Gesundheitssektors. Dabei gibt es hier für uns zwei wichtige Aspekte: Die Verantwortlichkeit der Medizin durch Produktion von CO2, Nutzung von Plastik und Mikroplastik sowie Medikamenten, die in die Umwelt gelangen, als auch die Auswirkung des Klimawandels auf die Gesundheit: Hier sind wir als Dermatologen besonders gefragt, denn auch Erkrankungen wie UV-bedingte Tumore, atopische Erkrankungen und Vektorerkrankungen nehmen zu.

Nach diesen desillusionierenden Fakten gab es im letzten Teil einen optimistischen Ausblick mit Lösungswegen zu einer nachhaltigen Praxisführung, die nicht nur mit einem geringen Mehraufwand der Umwelt hilft, sondern auch mittelfristig Zeit spart, kosteneffizient ist, das Team stärkt und ein „einfach“ ein gutes Gefühl schafft. Dr. Saha stellte uns einen elf Punkteplan vor zur nachhaltigen Praxisführung. Neben dem Thema Plastik in Form von Proben und deren Verpackungen wurde für den Einkauf die 5-„R“-Regel vorgestellt (Refuse – Reduce – Reuse – Recycle und Research). Weitere Themen waren der Umgang mit speziellen umweltschädlichen Medikamenten sowie Verordnungen und Entsorgung von Medikamenten, nachhaltiger Umgang mit OP-Materialien, das Thema Energie und Divestment (das Gegenteil von Investment). Spannend fand ich auch den Punkt Co-Benefits im ärztlichen Gespräch: Warum nicht dem Patienten nicht nur den Vorteil von z.B. Bewegung für die eigene Gesundheit, sondern auch für das Klima mit auf den Weg geben. Zudem steigert die Einbindung der Mitarbeiter in die Veränderungen beispielsweise in Form von Schulungen, Klimabeauftragten und CO2-Wettberwerben die Teambildung.

Wir als Ärzte sind in besonderer Verantwortung den Gesundheitssektor umweltfreundlicher zu gestalten und können den Patienten zu nachhaltigerem Handeln bewegen. Und obwohl im Beschluss des Vorstandes des Deutschen Ärztetages 2021 der Klimawandel und Klimaschutz festgehalten wurde, beschäftigen sich aktuell von 34 medizinischen Fachgruppen nur vier mit der Bekämpfung des Klimawandels und nur die Dermatologie mit der Minimierung der (Mikro-)Plastikverschmutzung. Also wirklich tolle Arbeit, die der Arbeitskreis Plastik und Nachhaltigkeit der DDG leistet, und auch ein Anreiz für mich mein Handeln zu überdenken und mich mehr zu engagieren. Dieses Online-Seminar habe ich als eine überaus gelungene und informative Veranstaltung empfunden. Der Arbeitskreis freut sich übrigens neben aktiver Mitarbeit auch über eine passive beitragsfreie Mitgliedschaft. Diese kann auf der Homepage www.akdermaplastik.de abgeschlossen werden.

Wart ihr auch dabei und wie hat es euch gefallen? Schreibt gerne in die Kommentare.

Eure Frederieke