IMCAS World Congress 2022

Nach pandemiebedingter zweieinhalbjähriger Pause fand vom 03. – 05. Juni im schönen Palais des Congrès in Paris der IMCAS World Congress 2022 statt. IMCAS steht dabei für International Master Course on Aging Science und bietet die Möglichkeit face-to-face 700 weltklasse Speaker in 280 wissenschaftlichen Sessions über 3 intensive Kongresstage zu erleben. Der Fokus liegt hier im Bereich der operativen und ästhetischen Dermatologie, Plastischen Chirurgie und Aging Science.

Besonders spannend fand ich die Sektion „Young Dermatologists & Young Surgeons“ am Sonntag. Dieser Tag war speziell auf uns Assistenten in Weiterbildung ausgerichtet. 6 Stunden lang drehte sich alles um die aktuellen hot topics in der Dermatologie inklusive einer globalen Session mit dem Thema „Filler und Toxine“.

Im Rahmen dieses Segments war es vorab möglich gewesen ein Abstract über eigene aktuelle Forschungsergebnisse oder klinische Fallberichte einzureichen und nach Auswahl durch ein Expertengremium vor Ort zu präsentieren. Im Anschluss wurde dann jeweils im Bereich Dermatologie und Plastische Chirurgie die ansprechendste Präsentation gekürt.

Im ersten Teilsegment des Tages lag der Fokus auf Herausforderungen in der Planung und Durchführung ästhetischer Behandlungen beispielsweise im Hintergrund von Autoimmunerkrankungen. Hier konnte Dr. Meelad Habib eindrucksvoll zeigen, wie Patienten bei fazial narbig oder unter Volumenverlust abgeheilten Läsionen durch einen Aufbau mit autologen Fillern ein neues Maß an Lebensqualität geschenkt werden kann.

Im Zusammenhang mit synthetischen dermalen Fillern wurde der korrekte Einsatz von Hyaluronidase durch Professor Kroumpouzos demonstriert.

Eine weitere spannende Zielgruppe im Bereich ästhetischer Behandlungen sind onkologische Patienten nach erfolgreich abgeschlossener Chemo-/Radiotherapie. Vor allem im Bereich der Senologie konnte hier eine hohe Nachfrage durch die Patientinnen und etablierte Verfahren in der Rekonstruktionschirurgie präsentiert werden.

Das zweite Teilsegment des Tages war ganz den „Young Dermatologist Awards“ gewidmet:

Folgende Beiträge wurden vorgestellt und prämiert:

  1. Treatment of keloids by intralesional infiltrations of bleomycin: long-term follow-up; Speaker: Claire Duretz, France
  2. Comparative efficacy of lasers for the treatment of acne vulgaris: a systematic review and network meta-analysis; Sami Salahia, Egypt
  3. Impact of microwave-thermolysis energy levels on patient-reported outcome measures for axillary hyperhidrosis and osmidrosis; Dr. Gabriela Grove, Denmark
  4. Real-life evaluation of the treatment of actinic keratoses by textile photodynamic therapy; Dr. Manon Dubois, France
  5. Laser-assisted topical treatment of nail disease: a pilot study and review of the literature; Dr. Vinzent Ortner, Denmark
  6. Skin hyperpigmentation index: a new objective method for automated quantification of skin hyperpigmentation; Dr. Morteza Jafari, Switzerland

Uns allen ist klar, dass die Dermatologie gerade durch ihre Vielfältigkeit besticht. All diese Therapie- und Diagnostikansätze waren mir neu und haben mich neugierig gemacht. Spannend!

Im dritten Teilsegment, dem „Young Surgeon Awards“ wurden folgende Abstracts vorgestellt:

  1. A new focus on face paralysis with mini-invasive methods; Dr. Mariam Tsivtsivadze, Georgia
  2. The role of polyurethane implants in breast reconstruction; Dr. Cezar Buzea, Belgium
  3. In-house positioning and cutting guide system for genioplasty surgery: a step-by-step guide; Inigo Aragon Nino, Spain
  4. Excision only vs liposuction-assisted vertical thigh lift: do we have a conqueror?; Dr. Abeer Abdulshakoor, France
  5. Vaser submental liposuction, a new trend? 550 cases; Dr. Muhammed Aldihani, France

Nach einer kurzen Mittagspause folgte der klassisch Klinische Dermatologie Teil des Programms:

Dr. Wolkerstorfer referierte über das Management post-inflammatorischer Hyperpigmentierung (PIH). Dr Artzi sprach über Methoden der optimierten post-interventionellen Wundheilung im Rahmen einer supportativen Toxinbehandlung. Als deutscher Referent stellte Dr. Alexander Nast von der Charité in Berlin ein Update und einen roten Faden innerhalb des mittlerweile großen Feldes der Systemtherapie bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vor. Dr. Magali Dubois sprach über genitale Dermatosen und kosmetische Behandlungsoption unter anderem bei Lichen sclerosus et atrophicus. Dr. Anthony Rossi, Co-Chair dieses Segments, schloss die Vortragsrunde mit einem spannenden Vortrag zu Behandlungsoptionen bei immunsupprimierten Patienten.

Im vierten und letzten Teilsegment des Tages drehte sich alles um Laser:

„Laser-assisted drug delivery“ war der spannende Titel des Vortrags von Frau Professor Merete Haedersdal aus Dänemark. Dr. Michael Benzaquen sprach über „Laser assisted drug delivery: use of hyaluronic acid in facial remodeling“. Weitere Themen dieses Segments waren: “C02 laser treatments”, “Top 5 Complications reported in IMCAS Alert Laser” und “two decades of energy-based hair removal”.

Müsste ich nun zwei Themen aus diesem bunten Blumenstrauß an spannenden Themen herauspicken, so würde ich mich für die folgenden entscheiden:

  1. Toxin-mediierte Bruxismus und Cephalgie-Therapie
  2. Energy-based hair removal

Bruxismus und auch die oft konkomitant auftretende Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) betreffen einen Großteil unserer Gesellschaft. Als Risikofaktoren gelten Schlafstörungen, chronischer Stress oder Angst, Alkohol, Koffein, Nikotinabusus und bestimmte Medikamente (1). Neben Knirscherschienen, Biofeedback-Training und Hypnotherapie stellt die Behandlung mit Botulinumtoxin einen etablierten Therapieansatz dar. Da diese Behandlung Off-Label ist, werden die Kosten nicht regelhaft von der Krankenkasse übernommen. Selbes gilt für die Therapie von Spannungskopfschmerzen.

Tatsächlich ist es so, dass die Toxin-mediierte Therapie von chronischer Migräne unter anderem bereits von dem Fachbereich der Neurologie häufig durchgeführt wird. Hier gibt es entsprechende etablierte Injektionsschemata.

Das zweite von mir ausgewählte Thema entspricht dem letzten Vortragsthema des Tages: „energy-based hair removal“. Viele von uns haben sich selbst schon, oder wurden von Patientinnen gefragt, inwiefern es notwendig ist im Rahmen des Ziels der dauerhaften Haarfreiheit in einer hautfachärztlichen Praxis vorstellig zu werden oder das Projekt eigenständig zu Hause anzugehen. Laut dem Vortrag von Frau Dr Christine Dierickx „Two decades of energy-based hair removal“ sind die gängigen Endkonsumenten IPL-Geräte hervorragend insofern sie regelhaft angewandt werden. Hier kann tatsächlich nebenwirkungsfrei Haarfreiheit in den meisten Fällen erreicht werden. Technologiebedingt ist Intense Pulsed Light oder IPL eine Starklicht-Therapie, die bei hellem bis mittlerem Hautton mit natürlich blondem bis dunkelbraunem oder schwarzen Haar am wirksamsten ist. Therapieresistent zeigt sich oftmals die intensive Rückenbehaarung bei Männern, da hier wohl die Haarwurzeln am tiefsten liegen und so nur eine geringere Lichtmenge den relativen Melaningehalt erreicht.

Ich hatte sehr viel Freude beim diesjährigen IMCAS Kongress und bin sehr dankbar, bei dieser vielfältigen Auswahl an spannenden Vorträgen dabei gewesen zu sein.

Welche Themen im Bereich der ästhetischen Dermatologie interessieren Euch am meisten?

Bis bald,
Regina

Referenzen:

(1) Maurice M. Ohayon, Kasey K. Li, Christian Guilleminault: Risk Factors for Sleep Bruxism in the General Population. Stanford University School of Medicine, Sleep Disorders Center, Stanford, CA.