Graphical Abstracts

Lösungsansatz in einer zunehmend reiz- und informationsüberfluteten Welt?

Wer von uns Weiterbildungsassistenten kennt es nicht? Egal ob in Praxis oder Klinik, 100% Engagement am Arbeitsplatz (egal ob in Voll- oder Teilzeit), Privatleben, Freizeit, Selbstfürsorge und wie halte ich mich eigentlich up-to-date? In-house Fortbildungen? Journal Club? Größere Formate, FoBiWo, DERFO?

Fort- und Weiterbildung gelingt am besten, wenn sie in unseren Alltag integriert werden kann. Wie kann das gelingen, ohne das es sich größtenteils nur wie noch eine weitere Aufgabe auf unserer ohnehin endlosen To-Do-Liste anfühlt?

Kurzer Disclaimer hier: Nur weil wir in einer Zeit leben, in der gefühlt „alles“ möglich ist, denke ich nicht, dass wir versuchen sollten, „alles“ zu tun. Wahrscheinlich ist es am sinnvollsten, wenn wir unseren Blick gezielt auf das ein oder andere Thema lenken, um etwas tiefer einzutauchen, als es unser Alltag regulär zulässt oder sogar unseren Blick lenken lassen, durch ansprechend gestaltete Abstracts.

Hier kommen „Graphical Abstracts“ ins Spiel, die ich euch im heutigen Beitrag gerne vorstellen möchte.

Prinzipiell sind Graphical Abstracts kein Novum. Bereits 1976 erschienen sie regelmäßig im nationalen Chemie Journal „Angewandte Chemie“ und darauffolgend ab 1977 regulär im entsprechenden internationalen Format desselben. Die Landschaft der Journals hat sich in den vergangenen 50 Jahren jedoch nicht grundlegend verändert. Graphical Abstracts finden sich kaum bis gar nicht. Dies mag unter anderem daran liegen, dass inhaltlich nicht jede naturwissenschaftliche Disziplin so bild- und grafikaffin ist, wie die Chemie.

Wir kennen alle reguläre Abstracts: ca. 1 DIN A4 Seiten lange, schriftliche Zusammenfassungen wissenschaftlicher Arbeiten, die die zentralen Inhalte (Thematik, Methodik, Ergebnisse) darstellen. Nun, nur eine Minderheit von uns kann Informationen am effizientesten in schriftlicher Form aufnehmen. Viele von uns sind visuelle Lerntypen – besonders im Fachbereich Dermatologie!

Was genau ist ein „Graphical Abstract“ und wozu soll es dienen?

Graphical oder synonym visuelle Abstracts dienen der Darstellung der wichtigsten Ergebnisse einer wissenschaftlichen Arbeit (Thematik, Methodik, Ergebnisse) in Form einer bildlichen Take-Home-Message. Diese Art der Informationsaufbereitung sollen es uns erleichtern, eine Art Vorauswahl und schnelle thematische Einordnung, neuer und bekannter wissenschaftlicher Arbeiten, zu treffen. Sie sollen hier die Vollversion des entsprechenden Abstracts nicht ersetzen, sondern dazu beitragen, in der Flut der verfügbaren Informationen und angepasst an unsere verkürzte Aufmerksamkeitsspanne, unsere Aufmerksamkeit zu wecken und so die Leserschaft des entsprechenden Abstracts zu maximieren.

Woher kenne ich die Graphical Abstracts?

Unter @allergy.eaaci folge ich dem Instagram Auftritt des Allergy Journals. Hier werden regelmäßig aktuelle Paper im Graphical Abstract Format zur Verfügung gestellt.

Wie könnt Ihr ein Graphical Abstract über Eure Forschungsergebnisse erstellen oder für Vorträge nutzen?

Das Allergy Journal stellt kostenfrei eine „Graphics Collection“ und ein entsprechendes Template zur Verfügung (https://journalallergy.com/Graphical-Abstracts). Diese sind unter dem o.g. Link unter „Requirements“ zu finden.

Die explizite Vorlage des Allergy Journals soll im vorliegenden Format grundsätzlich nur für EAACI-assoziierte Publikationen genutzt werden. Sie erlaubt einen umfassenden Überblick über denkbare Symbole des Themenbereichs Allergologie und klinische Immunologie.

Im Allgemeinen benötigt ihr ein Programm wie Microsoft PowerPoint und eine Gliederung in die Unterpunkte „Thematik“, „Methodik“ und „Ergebnisse“. Meist ist es zudem hilfreich der Leserschaft zudem drei kurze Zusatzinformationen in kurzer, prägnanter schriftlicher Form zur Verfügung zu stellen, sowie eine Legende mit Erläuterung der verwandten Abkürzungen.

Tipps in der Erstellung eines Graphical Abstracts:

DO’s

  • Die Abbildungen des Graphical Abstracts sollten nicht dieselben, wie die des  ursprünglichen Manuskripts sein

Ein Graphical Abstract sollte

  • einfach zu verstehen und gut strukturiert sein
  • sich auf grafische Elemente stützen
  • effektiv akzentuierende Farben nutzen, um die Aufmerksamkeit auf die wichtigsten Ergebnisse zu lenken
  • kurze und prägnante Begriffe nutzen
  • den verfügbaren Platz nutzen, ohne Leerräume zu lassen

DONT’s

Ein Graphical Abstract sollte

  • keinen Titel enthalten
  • keine detailreichen Bilder enthalten: histopathologische Aufnahmen, CT oder Röntgen Bilder, Immunoblots, etc.
  • keine hellen Farben auf hellem Hintergrund enthalten (bspw. gelb auf weiß)
  • nicht ausschließlich gesättigten Farben enthalten (diese sollten lediglich der gezielten Akzentuierung dienen)
  • sich keinem weißen, schwarzen oder sehr dunklem Hintergrund bedienen
  • nur selbst erstellte oder Grafiken mit entsprechendem Copy Right enthalten

Mein Fazit:

Ich bin ein großer Freund gut strukturierter visueller Aufbereitung für mich relevanter Informationen – nicht nur wenn es um die eigene Wissensaufnahme geht, sondern auch im Rahmen der Wissensvermittlung, sei es an Studierende oder Patienten.

Wie ist es mit Euch? Kennt Ihr Graphical Abstracts und nutzt ihr sie vielleicht schon?

Eure Regina

 

Referenzen:

(1) journalallergy.com/Graphical-Abstracts

(2) https://hbr.org/2016/03/learning-to-learn

(3) www.nature.com/articles/nchem.1109