DermaKreativ

Ein Interview mit Prof. Dr. Regina Fölster-Holst

Prof. Dr. Regina Fölster-Holst ist Oberärztin an der Universitätshautklinik Kiel und war bis vor kurzem die Präsidentin der ESPD und die 1. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie. Der ein oder andere mag sie von ihren tollen Vorträgen kennen. Was viele vielleicht noch nicht wissen ist, dass sie unheimlich kreativ ist und tolle Projekte auf die Beine gestellt hat. Wie man die Dermatologie mal von einer ganz anderen Seite betrachten kann, berichtet sie uns im folgenden Interview.

Im April fand die Premiere deines Musicals statt. Wie lief es und kannst du uns ein bisschen was von dem Projekt erzählen?

Ja gerne. Ursprünglich hatte ich die Idee Kindern etwas über Hauterkrankungen und Allergien zu erzählen in einfacher Art und Weise. Und da Kinder am liebsten spielerisch lernen und auch selbst die Akteure sind, hatte ich mir überlegt, es wäre eigentlich ganz schön ein Musical zu schreiben. Wobei, ich bin zwar ein Musik-Liebhaber, spiele auch zwei Instrumente; ich könnte jedoch nicht ein neues Stück komponieren. Ich habe also meine Kooperationspartner, als da wären eine Diplompädagogin, die das Drehbuch mit mir zusammen geschrieben hat und ein Komponist, der gleichzeitig Pianist und auch Musiklehrer einer Schule ist und dann alles mit den Kindern einstudiert hat. Und in der Tat, wir hatten am 28. April diesen Jahres Premiere in Rendsburg. Das hat die Schule Neuwerk alles in die Hand genommen und da kann ich nur sagen: Die Kinder waren völlig begeistert. Die fanden das so schön und sagten mir hinterher auch, jetzt wissen wir was Neurodermitis ist, wir müssen überhaupt keine Angst haben, dass wir uns bei einem Neurodermitiker anstecken und sollen diese Kinder nicht ausgrenzen. Wir hatten dann Borreliose, Läuse, Skabies und auch Nickelallergie als Krankheitsbilder drin.

Die Kinder waren so begeistert, die haben im Orchester gespielt, die waren die Sänger im Chor, die waren auch die Akteure, also die Schauspieler auf der Bühne. Und am Ende musste ich dann mit den Kindern auf die Bühne, es waren so 250-300 Leute im Auditorium unter anderem natürlich viele Kinder und dann sagten die mir: „Kannst du nicht bei uns Lehrerin werden, das hat so viel Spaß gemacht mit dir.“ (lacht). Ich war natürlich vorab des Öfteren vor Ort und habe das Projekt dem Lehrerkollegium, den Eltern und den Kindern vorgestellt.

Was für weitere kreative Projekte hast du dir in letzter Zeit ausgedacht?

Ja, das ist auch schon fertig und da haben wir auch schon die erste Schule besucht. Und zwar ist das ein Parcours, letztendlich mit dem gleichen Ziel wie im Musical: Den Kindern Kenntnisse zu Hauterkrankungen und Allergien zu vermitteln. Dieser Parcours besteht aus unterschiedlichen Stationen. An diesen Stationen können die Kinder auch etwas spielerisch zu Hauterkrankungen und Allergien lernen. Also da ist nicht nur eine Tafel, an der etwas steht und am Ende wird gefragt, was meinst du was es ist - nein, so ist es nicht, sondern es sind richtige Spiele, die man dort machen kann. Außerdem haben die Kinder die Möglichkeit Tiptois zu benutzen und dann wird ihnen einiges zu der Erkrankung erzählt, die an dieser Station beleuchtet wird. Auch hierbei waren die Kinder völlig begeistert. Und das sei auch noch gesagt: Ich bin ja auch Wissenschaftlerin und daher haben wir Fragebögen entworfen. Die haben wir sowohl für das Musical als auch für den Parcours formuliert. Sie fragen Kenntnissen zu den Erkrankungen, die dort fokussiert werden, ab und das vor dem Musical bzw. Parcours als auch danach.

Wie kommst du auf diese tollen Ideen und wo findest du sind Überschneidungen zwischen so einem medizinisch-wissenschaftlichen Fach und deinen kreativen Ideen?

Eine sehr gute Frage. Wenn man seit 40 Jahren dabei ist und an einer Hautklinik arbeitet, besonders mit Kindern und das mache ich auch seit 40 Jahren, dann fällt einem doch auf, dass die Kinder verstehen sollen, worunter sie leiden; natürlich auch bei den Erwachsenen, aber bei den Erwachsenen ist es ein bisschen einfacher als bei den Kindern. Wissen schafft Macht; Unwissen, und das ist bei vielen Kindern so, schafft eher Ängste und das möchte ich verhindern. Und dann habe ich mir überlegt, Mensch du musst das ganz anders machen. So eine Aufklärung in der Sprechstunde, da hat man sowieso wenig Zeit, das bringt es nicht. Mach doch ein Extraprojekt, was diese Erkrankungen beinhaltet und zwar in einfacher Form, sodass die Kinder selbst an diesem Projekt teilnehmen können und da kann ich nur sagen, das was wir da erlebt haben ist wirklich ganz toll.

Für beide Projekte ist auch die Nachhaltigkeit ein ganz wichtiger Punkt. Der Parcours wird auf Wanderschaft gehen und auch in anderen Schulen, zunächst in Schleswig-Holstein, dann auch bundesweit, aufgestellt werden. Das gilt auch für das Musical, für das wir Partituren, Audiodateien, Drehbuch und einen Film von der Premiere zur Verfügung stellen. Die Schulen können das demnächst von unserer Homepage runterladen, um es im Rahmen einer Schulprojektwoche nachzuarbeiten. Natürlich ist die Grundvoraussetzung, dass an den Schulen auch Musiklehrer sind und auch Schüler, die im Orchester mitwirken.

Die Überschrift von diesem Artikel ist DermaKreativ. Was würdest du in diesem Zusammenhang den jungen Dermatologen zum Abschluss mit auf den Weg geben?

Die können sich hier gut mit engagieren. Wenn man selbst so etwas auf die Beine stellt, dann lernt man noch unheimlich viel dazu. In meinem Fall war das zu sehen, was Kinder überhaupt wissen und was sie eben nicht wissen. Und ich würde es unheimlich schön finden, wenn junge Dermatologen so denken würden, dass die Aufklärung über das Krankheitsbild eigentlich das Wichtigste ist. Wenn man gut aufgeklärt wird, dann kann man der Manager der eigenen Erkrankung werden: Wenn es schlimm wird sucht man einen Arzt auf, aber in den meisten Fällen kann man das auch selbst händeln.

Vielen Dank für das tolle Interview.

Prof. Dr. Regina Fölster-Holst freut sich übrigens über interessierte Kollegen, die sich kreativ engagieren wollen. Diese können sich gerne bei ihr per Mail melden: rfoelsterholst@dermatology.uni-kiel.de.