Der Blick durchs Mikroskop – Dermatohistopathologie

„Wer die Dermatologie verstehen will, muss die Histologie lernen“, pflegt mein Chefarzt Prof. Thomas Schwarz zu sagen und führt das Beispiel der bullösen Dermatosen an. Während sich die Blasen beim Pemphigus vulgaris auf scheinbar unveränderter Haut bilden, entstehen sie beim bullösen Pemphigoid häufig auf gerötetem Grund. Beim Blick durchs Mikroskop wird einem klar warum: Beim bullösen Pemphigoid ist in der Regel schon im präbullösen Stadium ein ausgeprägtes entzündliches Infiltrat zu finden, welches beim Pemphigus vulgaris aufgrund der direkten Einwirkung von Autoantikörpern ohne wesentliche Komplementaktivierung eher schwächer ausfällt (1). Dies erklärt auch, warum eine topische antientzündliche Therapie beim bullösen Pemphigoid in manchen Stadien durchaus sinnvoll ist, beim Pemphigus vulgaris eher wenig erfolgreich. Auch die Ebenen der Spaltbildungen werden einem beim Mikroskopieren schnell klar, während sie vorher mühsam auswendig gelernt werden mussten.

Ich hatte das Glück in meiner Facharztausbildung auch in die Histopathologie rotieren zu dürfen und habe davon sehr profitiert. Einige Zusammenhänge sind mir hier erstmalig klar geworden. So erkennt man beim Blick auf ein sklerodermiformes Basaliom mit seinen kleinen hirschgeweihartigen Ausläufern schnell, warum eine schnittrandkontrollierte Exzision sinnvoll ist. Am Anfang meiner Ausbildung hielt ich die Diagnosen auf dem histologischen Befundbogen immer für absolut richtig – heute weiß ich, dass manche Diagnose nur in klinisch-pathologischer Korrelation gestellt werden kann. Umso wichtiger sind detaillierte Angaben von klinischen Informationen auf dem Anforderungsschein. Auch wenn die Diagnose nicht zu dem klinischen Bild passt, sollte man sich nicht scheuen, Rücksprache mit dem Histopathologen zu halten, oder eine Rebiopsie zu machen, so findet sich ein kleines Basaliom manchmal erst in den Weiterschnitten.

Der Blick durchs Mikroskop ist also in jedem Fall lohnenswert und das nicht nur weil histologische Bilder gelegentlich auch in der Facharztprüfung geprüft werden. Besonders viel Spaß macht das Mikroskopieren eigener Biopsien. Wer keine Möglichkeit hat, in der Klinik oder Praxis Dermatohistopathologie zu lernen, kann dies auch in Kursen tun, die beispielsweise auf den großen dermatologischen Kongressen regelhaft angeboten werden. Interessant ist hier auch die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Histologie, die dieses Jahr vom 18. – 20. November stattfindet. Wer darüber hinaus interessiert ist, dem bietet sich die Möglichkeit, die Zusatzbezeichnung "Dermatohistologie" zu erlangen. Hierfür werden 24 Monate Weiterbildung bei einem Weiterbildungsbefugten benötigt. An dieser Stelle möchte ich gerne auch noch auf die Buchrezensionen von JuDerm verweisen, wo ihr auch Bücher zur Dermatohistopathologie findet.

Eure Frederieke

Quellen
1 Fritsch, Peter, Schwarz, Thomas (2018), Dermatologie Venerologie. Grundlagen. Klinik. Atlas. 3., Auflage, Springer (Verlag)

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