MFA mal anders, Interview mit Kristin Maurach

Kristin Maurach ist die Gründerin von "MFA mal anders" – Deutschlands größtem Karriereportal exklusiv für Medizinische Fachangestellte & Zahnmedizinische Fachangestellte. Dort informiert sie über Fort- und Weiterbildungen, Gehalt, Ausbildung, Berufsbilder, Bewerbung und aktuelle Stellenangebote.

1) Wie wichtig sind Fortbildungsangebote für MFAs und wie oft sollten diese stattfinden? Woran erkennt der „Chef“ ein gutes Fortbildungsangebot?

Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, was KV-Regelungen und medizinische Innovationen angeht, sind regelmäßige Fortbildungen natürlich wichtig und notwendig, um qualitativ hochwertige Arbeit in den Praxen zu liefern.

Ich beobachte immer wieder, dass Medizinische Fachangestellte eine besonders wissbegierige Berufsgruppe sind. Dies sollten die Praxen sich zu Nutze machen und Fortbildungsangebote für ihre MFAs fördern. So können sie gleich doppelt profitieren: sie haben deutlich motiviertere Mitarbeiter:innen und aktuelles Know-how für die Praxis. Dies wirkt sich auch positiv auf die Patient:innenzufriedenheit und somit auf das Praxisimage aus.

Fortbildungen für MFAs sind also eine nachhaltige Investition. 

Wie oft Fortbildungen stattfinden sollten, hängt vom jeweiligen Themenbereich ab. Zum Beispiel können die Leistungen einer Näpa (Nicht-ärztliche Praxisassistenz) nur abgerechnet werden, wenn diese alle drei Jahre einen Refresher-Kurs besucht. Neue Abrechnungsziffern oder Änderungen der Krankenkassenvorgaben gibt es dagegen oft quartalsweise und sollten nicht verpasst werden.

Mein Tipp: häufige Änderungen können in regelmäßigen Online- oder Tagesveranstaltungen von der jeweiligen MFA abgedeckt werden, die für den Verantwortungsbereich zuständig ist. Geben Sie Ihren MFAs aber auch die Chance sich beruflich zu entwickeln und neue Kompetenzen durch eine Aufstiegsfortbildung zu erreichen. In einem mindestens jährlichen, besser halbjährlichen Personalgespräch können Sie zusammen besprechen, wie sich die MFA entwickeln möchte, wie dies zur Praxiszukunft passt und welche Weiterbildung dazu in Frage kommt.

Gute Fortbildungsangebote erkennen Sie an:

  • relevanten, aktuellen und praxisnahen Inhalten
  • Inhalten, die einen wirklichen Benefit für Praxis und MFA bieten
  • Fortbildungsanbietern mit Fokus auf die Arztpraxis oder Zahnarztpraxis
  • Dozent:innen aus der Praxis oder mit langjähriger Dozentenerfahrung aus dem jeweiligen Bereich

Punkt 2 möchte ich hier noch einmal ganz besonders hervorheben. Wir hören leider immer wieder, dass MFAs – zum Teil auch in Ihrer eigenen Zeit und auf eigene Kosten – Fortbildungen absolvieren, die der Chef in der Praxis nicht honorieren möchte bzw. kann, weil eine Anwendung der erworbenen Kenntnisse im Praxisalltag nicht zum Tragen kommt. Dessen sollte man sich unbedingt vor dem Start einer Fortbildung bewusst sein und ggf. auch offen für einen Praxiswechsel sein.

2) Welches sind die drei häufigsten Fehler, die Ärzte auf der Suche nach Personal machen können und wie kann man diese vermeiden?

Viele Praxen haben keine klare Strategie bei der Personalsuche. Darin sehe ich das größte Problem. Sie wissen nicht genau, nach wem, wo und wie sie suchen sollen. Das macht die Suche unstrukturiert und wenig erfolgreich.

Zweitens sind Stellenanzeigen oft unklar und wenig informativ für Kandidat:innen.

Der dritte Fehler ist, dass viele Praxen als Arbeitgeber und mit ihrem Stellenangebot unsichtbar sind. So ist es nicht verwunderlich, dass Praxen oft vergeblich auf Bewerbungen warten.

Um diese drei Fehler zu vermeiden, empfehle ich: Beziehen Sie Ihr Praxisteam in die Personalsuche ein. Legen Sie zusammen fest, welcher Aufgaben- und Verantwortungsbereich die freie Stelle umfasst. Daraus werden das Profil, benötigte Fertigkeiten und Kenntnisse abgeleitet und die Stellenanzeige kann klar und informativ geschrieben werden.

Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, machen Sie deutlich, warum jemand in Ihre Praxis wechseln sollte. Was bieten Sie gegenüber anderen Praxen? Was sind die monetären und nichtmonetären Benefits? Es gibt heute weit mehr offene Stellen, als Jobsuchende im Gesundheitsbereich.  Wer hier nicht positiv hervorsticht, hat die schlechtesten Karten, seine Stelle zu besetzen.

Ganz wichtig ist: präsentieren Sie Ihre Stellenanzeige online - auf Ihrer Webseite und auf Online-Jobbörsen. Dort suchen Arbeitnehmer:innen heutzutage nach einer neuen Stelle. Zeitungsannoncen sind (wenn überhaupt noch) in ländlichen Regionen sinnvoll. Wenn Sie einen Social Media Account pflegen, machen Sie auch dort auf Ihr Stellenangebot aufmerksam.

3) Gibt es die „ideale Stellenausschreibung“?

Jede Stellenanzeige sollte individuell nach Praxis und Job gestaltet sein. Deshalb würde ich nicht sagen, dass es DIE eine ideale Stellenanzeige gibt.

Was aber nicht ideal ist: generische Sätze, wenig Aussagekraft über Praxis, Aufgaben und was Sie als Arbeitgeber zu bieten haben. Das lockt niemanden aus einem festen Arbeitsverhältnis und Ihr Stellenangebot geht in der Masse unter. Heben Sie Ihre Vorzüge hervor und lassen potenzielle Bewerber:innen direkt beim ersten Lesen der Stellenanzeige wissen, warum Sie ein super Arbeitgeber sind. Machen Sie den Job so attraktiv, dass die Kandidat:innen gar nicht anders können als sich zu bewerben.

4) Woran orientieren sich angemessene Gehälter?

Der Tarifvertrag für Medizinische Fachangestellte kann als Orientierung dienen, sollte aber auch nicht als absolutes Ziel betrachtet werden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Praxen heutzutage schon übertariflich bezahlen und auch andere monetäre und nicht-monetäre Anreize bieten, um Bewerber:innen für sich zu gewinnen.

Mit unserem Gehaltsrechner können Sie ganz einfach ermitteln, wieviel Gehalt laut Tarif unter Berücksichtigung der Berufserfahrung sowie Fertigkeiten und Kenntnisse ein:e MFA mindestens verdienen sollte. Das errechnete Gehalt dient als Grundlage für die Gehaltsverhandlung.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die Lebensunterhaltskosten an verschiedenen Orten zum Teil sehr unterschiedlich sind. Auch das sollte in Gehaltsangeboten berücksichtigt werden.

Jede:r Mitarbeiter:in hat natürlich eine andere Empfindung im Bezug auf ein angemessenes Gehalt. In der Gehaltsverhandlung können und sollten deshalb auch andere monetäre und nicht-monetäre Anreize besprochen werden, z.B. extra Urlaubstage, Kita-Zuschuss, Home Office Option, etc..

5) Was macht „MFA mal anders“ anders als andere Portale und warum?

MFA mal anders ist in erster Linie ein Karriereportal und keine reine Jobbörse. Unser Fokus liegt auf dem MFA- und ZFA-Beruf. Durch Informationen zur beruflichen Weiterbildung wollen wir Karrieremöglichkeiten aufzeigen und die beiden Berufe wieder attraktiver machen. Mit unserer Jobbörse bieten wir ein ganzheitliches Angebot für MFA und ZFA, die sich beruflich orientieren und weiterentwickeln wollen.

Als Nischenportal unterstützen wir daneben auch Arztpraxen durch unsere Spezialisierung auf die richtige Zielgruppe und heben uns so von generalistischen Stellenportalen ab. Dabei geben wir individuelle Tipps für attraktive Stellenanzeigen und stehen aufgrund unserer Erfahrung mit Rat und Tat zur Seite.

Warum wir das tun?

Als ehemalige Arzthelferin mit über 10-jähriger Tätigkeit in verschiedenen Fachrichtungen und Erfahrungen als HR Managerin und Rekruiterin im Gesundheitsbereich, kenne ich die Probleme und Herausforderungen bei der heutigen Personalsuche genau. Zudem kann ich mit ÄrztInnen sowie MFA und ZFA auf Augenhöhe kommunizieren. Es ist mir wichtig, Arbeitgeber und Arbeitnehmer langfristig unter den richtigen Bedingungen zusammenzubringen. Das ist der Grund, weshalb ich mich von meinem ursprünglich erlernten Beruf als Arzthelferin entfernt und mich mehr und mehr auf das Thema Personalführung und Human Resources spezialisiert habe. So ist auch die Idee von „MFA mal anders“ geboren.

6) Welche „Standards“ muss ein Job im medizinischen Bereich heutzutage bieten, um gutes Personal nicht nur zu bekommen, sondern auch zu halten?

In einer kürzlich zurückliegenden Social Media Umfrage mit unserer MFA und ZFA Community wünschen sich die meisten:

  1. Wertschätzung im Sinne von Anerkennung der geleisteten Arbeit von den Arbeitgeber:innen, aber auch Patient:innen bzw. der Gesellschaft
  2. Eine bessere Bezahlung
  3. Mehr Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung und Aufstiegschancen
  4. Flache Hierarchien, Mitspracherecht und gehört zu werden
  5. eine bessere Work-Life-Balance durch Arbeitszeiten, die zum individuellen Lebensstil passen und Reduktion des Stresslevels im Praxisalltag

Es lohnt sich, dem Personalwesen in der Arztpraxis etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Sie werden den Unterschied im Team schnell bemerken und es macht auch noch Spaß!