Wir checken’s aus!

Die Referenten Prof. Argenziano (links) und Dr. Lallas (rechts) mit Katharina Fischer.

Unsere Katharina war auf der Dermoscopy Excellence – International Masterclass in Rom. Ihre Begeisterung möchten wir gern mit Euch teilen. Ach so – wer Katharina eigentlich ist? Katharina Fischer ist WBA der Dermatologie im 2. Jahr in einer Praxis in Karlsruhe Als Mitglied der Fachgruppe WBA bei JuDerm besucht sie für uns spannende Fortbildungsveranstaltungen, um anschließend darüber zu berichten.

Hier kommt ihre Zusammenfassung aus Rom:

Wer im Bereich der Dermatoskopie einiges dazulernen und dabei auch noch ganz viel Spaß haben möchte, sollte sich diese Konferenz mit den zwei Shootingstars der Szene – Prof. Giuseppe Argenziano aus Italien und Dr. Aimilios Lallas aus Griechenland, beide federführend in der International Dermoscopy Society – nicht entgehen lassen. Durch ihre Forschung in diesem Gebiet tragen die beiden maßgeblich dazu bei, die Methoden und Deutung der verschiedenen Muster in der Dermatoskopie kontinuierlich zu verbessern, mit der Pathologie zu verknüpfen und damit das Management der Patienten zu optimieren, um unnötige Exzisionen zu verhindern und die Entscheidung zur nötigen Exzision präziser und standardisierter zu gestalten. Dieses Wissen teilen die beiden auf Ihrem jährlich stattfindenden Kongress in Rom – dieses Jahr teilten sie es mit jungen und erfahrenen Dermatologen aus der ganzen Welt und ich war mittendrin.

Der Kurs ist sehr gut organisiert, man bekommt Hand-Outs zu allen Folien und hat zusätzlich zur großen Projektion der Bilder auf die Leinwand einen Monitor an jedem Tisch, um die Läsionen genau betrachten zu können. Ganz besonders gefallen hat mir der jeweilige tägliche pre- und post-Test, mit direkter Auswertung an der Leinwand – dabei ist es schön zu sehen, wie sich die Gruppe innerhalb eines Tages deutlich verbessert und in welchen Bereichen. Unterlegt mit Musik einer bekannten Quizshow und mit Prof. Argenziano und Dr. Lallas in der Rolle als Quizmaster fühlt sich dies weniger als ein Test an – mehr als eine unterhaltsame Gruppenaktivität.

Während der drei straffen Kurstage werden wirklich alle denkbaren Läsionen, die für die Dermatoskopie relevant sind, besprochen. Dabei geht es natürlich um Nävi, Malignes Melanom, Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom etc., aber auch um seltene Exemplare wie z.B. kutanes Angiomyxom. Außerdem werden akrale und mukosale Läsionen und Lokalisationen wie Gesicht und Nägel, inflammatorische und infektiöse Hauterkrankungen und die Trichoskopie nicht vernachlässigt. Beeindruckend ist, mit welcher Klarheit und Strukturiertheit bei diesem Kurs Aussagen getroffen und mit Studien unterlegt werden. Key Messages, ja fast schon Handlungsanweisungen und Fließ-Schemata, an denen man sich definitiv im Alltag orientieren kann. Der unter den Dermatologen allgemein viel diskutierte dyplastische Nävus zeigt laut Vortragenden kein erhöhtes Risiko für eine Entartung, sondern ist wie ein ganz normaler benigner Nävus zu behandeln, überhaupt sollte der Terminus „dysplastisch“ wieder aus dem pathologischen Wortschatz gestrichen werden – entweder benigner Nävus oder Malignes Melanom. Wenn es eine Abstimmung dazu gäbe – seid ihr Pro oder Contra dysplastischer Nävus?

Ein weiteres Highlight für mich ist die Elefant-Methode von Prof. Argenziano. Hierbei werden Bilder in kurzen Sequenzen von ein paar Sekunden angezeigt, verschwinden wieder und man muss intuitiv entscheiden, ob eine Läsion gut oder böse ist. Hierbei zeigt sich, dass der „Gesamteindruck“ der Läsion wichtig ist und man nicht immer jeden Dot, jedes Netzwerk, alle Gefäße bis ins kleinste Detail analysieren muss, sondern unser Unterbewusstsein in einer Millisekunde die Entscheidung fällt. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man das Unterbewusstsein schon mit vielen Läsionen gefüttert hat und damit das Prinzip der Mustererkennung funktioniert. Dies werden viele von euch noch aus den Staatsexamina beim Ankreuzen kennen – die erste Intuition ist meist die Richtige, hinterher verschlimmbessert man sich nur. Vertrauen wir also in der ärztlichen Tätigkeit auch darauf, was schon im Studium funktioniert hat!

Weiß man allerdings innerhalb von max. 10 Sekunden nicht, um welche Läsion es sich handelt oder ist sich unsicher, sollte man eine Exzision durchführen. Denn auch nach 20 oder 30 Sekunden werden wir keine neuen Erkenntnisse aus der Läsion ziehen können, besagt die 10-Sekunden-Regel.

Eine weitere Herzensangelegenheit der Referenten ist die Einbettung der Dermatoskopie in den Gesamtkontext und Dermatologen zu ermutigen, mit den Pathologen mehr in Kommunikation zu treten. Wusstet ihr, dass Patienten mit vielen Nävi ein höheres Risiko haben, an einem Melanom zu erkranken, jedoch Patienten mit wenigen Nävi ein höheres Risiko haben, an einem Melanom zu versterben? Deshalb sollten dem Management der Patienten und der Kombination von Anamnese, Dermatoskopie und Pathologie genug Beachtung entgegengebracht werden. Eine neue Läsion bei einer älteren Dame, die kaum Nävi hat, wird man eher exzidieren als eine neue Läsion bei einem jungen Patienten, der sehr viele Nävi hat und damit auch regelmäßig zur Kontrolle und zum follow-up erscheint.

So weit, so gut – das Besondere an diesem Kurs ist die Art der beiden Vortragenden, wie sie die Themen aufbereiten - didaktisch und lernpsychologisch perfekt umgesetzt und somit mit dem größten Lernerfolg für die Teilnehmenden. Die Vorträge werden immer wieder mit Anekdoten der beiden gespickt und die Läsionen fast schon personifiziert und das Wissen geschickt mit Emotionen verknüpft. So wird z.B. der Spitz-Nävus als psychopathischer Zeitgenosse personifiziert. Er ist dynamisch, verändert sich oft und er kann ganz unterschiedlich aussehen (abgesehen vom typischen Starburst-Pattern). Außerdem denkt er, er sei ein Melanom, ist es aber nicht. Die stabilste Persönlichkeit wird dem Nävus bleu zugesprochen. Wissen auf diese Weise mit Assoziationen verknüpft wird nie wieder vergessen – und man erinnert sich auch in Alltags- oder Stresssituationen gut daran. Bei diesem Kongress habe ich tatsächlich öfter das Gefühl, in einer Unterhaltungsshow Gast zu sein, als auf einem Kongress – so macht Lernen Spaß! Die geförderte Mitarbeit der Teilnehmer, die Diskussionen, das kollegiale und lockere Klima in den Pausen unterstreichen das. Jederzeit kann man die Referenten beim Mittagessen ansprechen.

Auch das Rahmenprogramm – Abendessen auf einem Boot und einer Rooftop-Bar mitten in Rom – lässt eine tolle Atmosphäre und neue internationale Freundschaften entstehen. Zu erfahren, wie die Weiterbildung in anderen europäischen und auch nicht-europäischen Ländern strukturiert ist, weckte mein besonderes Interesse. Ich möchte die Zeit miteinander und die vielen neuen Eindrücke und das zugewonnene Wissen nicht missen.

Mit dem Abschlusstest, der online von Zuhause aus noch bis 4 Wochen nach dem Kongress abgelegt werden kann, ist man stolzer Besitzer eines Diploms der International Dermoscopy Society.