Mein Weg in die Praxis

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Dr. med. habil. Ralf U. Peter

Abi – Studium – Klinik – Praxis: Der geradlinige Weg ist sicher auch der bekannteste. Umso interessanter wird es, wenn man vom Standard abweicht und so ganz spezielle Erfahrungen mit einbringen kann. Prof. Peter erzählt im juDerm Interview von seinem außergewöhnlichen Werdegang von der Bundeswehr über den Sprung ins kalte Wasser der Niederlassung bis hin zum erfolgreichen Arzt, Unternehmer und Autor.

JuDerm: Wie ist Ihre Praxis aufgebaut und was sind die besonderen Leistungen?
Prof. R. Peter: Ursprünglich begannen wir mit einer Gemeinschaftspraxis Chirurgie / Dermatologie mit Anschluss an eine Belegklinik. Ich kam aus einem Anstellungsverhältnis als ärztlicher Direktor der Abteilung Dermatologie der Universität und des Bundeswehrkrankenhauses Ulm und habe dann zusammen mit zwei Partnern diese Praxis und die Klinik gekauft. Neben dem chirurgisch-phlebologischen Schwerpunkt decken wir im Grunde das gesamte dermatologische Spektrum ab und haben zusätzlich einen allergologischen Schwerpunkt. Das einzige, was wir nur noch vereinzelt durchführen sind ambulante Chemotherapien, da man doch versuchen muss, einen Fokus zu haben.

In der Belegklinik mit Versorgungsvertrag werden insgesamt ca. 2000 stationäre Eingriffe pro Jahr durchgeführt.

Übrigens waren wir 2005 nach der diesbezüglichen Gesetzesänderung das zweite  Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Baden-Württembergs! Wir verstehen uns aber ausdrücklich nicht als Konkurrenz zu anderen MVZ oder Kliniken -Komplementarität war mir immer wichtig und ist meiner Meinung nach der richtige Weg zu einer guten Versorgung.

JuDerm: Welche Unterstützung hatten Sie auf ihrem Weg bis zum heutigen Stand?
Prof. R. Peter: Ich wählte damals nach der Schule das Medizinstudium bei der Bundeswehr, also militärische Grundausbildung, dann Freistellung zum zivilen Studium und anschließender Dienst in der Truppe. Das war natürlich eine sehr komfortable Situation, da man sich keine finanziellen Sorgen machen musste und weltweit gute Möglichkeiten für Praktika, Famulaturen oder Auslandssemester hatte. Nach einer eineinhalbjährigen Truppenarztzeit, in der ich erste Führungserfahrungen sammeln konnte, ging ich 1987 als Wissenschaftler und bald stellvertretender Leiter an das Institut für Strahlenbiologie der Bundeswehr nach München und schloss parallel meine Weiterbildung an der Dermatologie der LMU München bei Prof. Braun-Falco ab. Durch diese Kombination hatte ich sowohl für die klinische als auch die wissenschaftlich experimentelle Tätigkeit exzellente Voraussetzungen.
Nach der Habilitation bewarb ich mich im Rahmen des öffentlichen Ausschreibungsverfahrens 1996 mit 17 Mitbewerbern aus der gesamten deutschen Dermatologie auf den Lehrstuhl der Universität Ulm im Bundeswehrkrankenhaus, was damals die Bundeswehr eigentlich nicht unterstützen wollte, da sie mich schon als leitenden Strahlenbiologen am Institut in München fest eingeplant hatte.
Nachdem das Universitätsklinikum Ulm 2001 beschloss, die gut funktionierende gemeinsame Abteilung zu zerschlagen und eine eigene, kleine Universitätsdermatologie neben der Abteilung im Bundeswehrkrankenhaus zu gründen, entschloss ich mich zum Sprung in das kalte Wasser der Selbständigkeit mit eigener Praxis und Klinik. Hier war alles anders. Ich habe mich das erste Mal mit der Selbständigkeit auseinandergesetzt und musste mir alles selbst aneignen. Es gab keinerlei Unterstützung. Aus dem Medizinstudium hat man ja wirklich keine Ahnung von Betriebswirtschaft, eine Praxis ist aber genau das: ein wirtschaftlicher Betrieb. Ich habe aber gemerkt: Wenn es ans eigene Geld geht, lernt man das ziemlich schnell, aber ein paar betriebswirtschaftliche Grundlagen sollte man einfach mitbringen. Glauben Sie mir, das schont die Nerven! Was mir hier, wie auch schon vorher in der Universität, allerdings sehr geholfen hat, waren die Führungskompetenzen, die ich in meiner studienbegleitenden Offiziersausbildung erlangen konnte. Man lernt einfach, wie so eine Mannschaft funktioniert, wie man sie führt und wie man sie zusammenhält. Das ist dann überall anwendbar.

JuDerm: Was würden Sie als den perfekten Einstieg in die Niederlassung empfehlen? Gibt es den überhaupt?
Prof. R. Peter: Ich bin mir ganz sicher: Schon während der Ausbildung im Medizinstudium sollten nicht nur medizinische Inhalte gelehrt werden, sondern auch betriebswirtschaftliche Aspekte der ärztlichen Tätigkeit. Genaugenommen müssten sie sogar fester Studienbestandteil werden, zumindest die wesentlichen Grundkenntnisse! Es reicht heutzutage einfach nicht mehr aus, nur sein Schild aufzuhängen und loszulegen. 

JuDerm: Welches Niederlassungsmodell ist in Ihren Augen das zukunftsträchtigste?
Prof. R. Peter: Ich halte von mehreren selbständigen Ärzten geführte MVZ für am sinnvollsten. In Verbindung mit einer Belegklinik kann man so am besten auch die ländliche Versorgung ambulant wie stationär sicherstellen. Aktuell zeigt sich hier leider ein komplett gegenläufiger Trend: Der Drang zur Industrialisierung der Medizin erinnert mich an die Fehler, die auf ähnliche Weise bereits in der Landwirtschaft gemacht wurden.  Hier versucht man sich heute mühsam in der Schadensbegrenzung. Meine Vision ist der „medizinische Manufakturbetrieb“: kleine, dezentrale Versorgungszentren, vorzugsweise unter ärztlicher Leitung.

JuDerm: Sie haben einen Leitfaden zum Thema „Niederlassung“ für junge Kollegen erstellt. Wo kann man diesen bekommen?
Prof. R. Peter: Gerne bin ich bereit, jedem interessierten Kollegen/Kollegin das Buch (es ist zur Zeit nur als PDF verfügbar) gegen eine Schutzgebühr von 5,-- € zum persönlichen Gebrauch zur Verfügung zu stellen. Die Kollegen können mich einfach über meine Email-Adresse peter(at)blausteinpraxis.de kontaktieren, dann schicke ich ihnen die entsprechenden Daten (Bankverbindung etc.) zu.

Prof. Dr. Dr. med. habil. Ralf U. Peter

Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Allergologie, Phlebologie, Proktologie, Laboruntersuchungen, Dermatoonkologie, Ambulante Operationen